Bioökonomie hat viele Vorläufer und Parallelen. Als Haeckel 1866 den Begriff Ökologie einführte, definierte er sie nach Konzepten aus dem 17. und 18. Jahrhundert als »Ökonomie der Natur«. Zu dieser Zeit war Ökonomie als Wissenschaft bereits etabliert, was die Ökologie erst 100 Jahre später erreichte. Mit dem Aufkommen des Umweltschutzes, ausgelöst durch die zunehmenden Belastungen der technisch-industriellen Entwicklung, bewirkte sie eine Umstellung in der Ökonomie. Daraus entstand in den 1980er-Jahren die Ökologische Ökonomie, aus der die Nachhaltige Entwicklung als Leitbild für das 21. Jahrhundert hervorging. Zusätzlich wurde Ende der 1960er-Jahre die Bioökonomie (BÖ) konzipiert, die trotz Überschneidungen mit ökologischer und grüner Ökonomie politisches Gewicht gewann. Die Europäische Union beschloss 2007 ein eigenes BÖ-Konzept für wirtschaftliche Innovationen und Bevorzugung biologischer Grundstoffe für die Industrie, vor allem als Energiequellen. In Deutschland wurde 2009 ein Bioökonomierat eingesetzt, der detaillierte Ziele für eine BÖ-Strategie 2030 erarbeitete und 2015 in Berlin den ersten »Global Bioeconomy Summit« veranstaltete. Die Umsetzung der BÖ wird aber durch die nötigen grundsätzlichen Umstellungen in der Wirtschafts- und Sozialpolitik erschwert. Außerdem ist das BÖ-Konzept auch im Umweltschutz nicht unumstritten und wird unterschiedlich diskutiert, insbesondere weil die Erzeugungsmöglichkeiten biologi- scher Rohstoffe auf der endlichen Landfläche der Erde beschränkt sind und die Nahrung Vorrang erfordert. Zu allen diesen Problemen, insbesondere zu Verständnis und Anwendung von BÖ mit Einbeziehung von Nutzungs- und Schutz-Anforderungen, leistet das Rundgespräch wichtige Beiträge.
Organisation der Tagung: Prof. Dr. Ingrid Kögel-Knabner, Prof. Dr. Susanne S. Renner
Redaktion: Dr. Claudia Deigele, Forum Ökologie
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