Seit ihrer Entstehung ist die Erde einem kosmischen Bombardement ausgesetzt. Wenn auch die Häufigkeit der Einschläge von Meteoriten und anderen Himmelskörpern im Laufe der Zeit nachgelassen hat, finden wir doch noch vielerorts ihre Spuren. Selten sind die so entstandenen Hohlformen allerdings so gut erhalten wie das Nördlinger Ries und das Steinheimer Becken, die beiden in Süddeutschland während des Jungtertiärs vor etwa 15 Millionen Jahren ausgesprengten Meteorkrater. Besonders das kleinere Steinheimer Becken zeigt die Kraterstruktur auch heute noch sehr anschaulich und gibt uns eine Vielzahl von geologischen Hinweisen auf seine Entstehung und auf die ungeheure Energie des Einschlags. Durch sie wurde alles Leben in weitem Umkreis schlagartig vernichtet und die Landschaft nachhaltig verändert. Dennoch sind die Ablagerungen des Sees, der sich anschließend bildete, äußerst fossilreich. Das Leben kehrte also relativ schnell wieder in die verwüstete Zone zurück. Die zum Teil ungewöhnlich gut und vollständig erhaltenen Reste von Pflanzen und Tieren geben einen Einblick in die Lebensverhältnisse nach der Katastrophe und ermöglichen es, die Seegeschichte und die damaligen klimatischen Bedingungen zu rekonstruieren. Wissenschaftshistorisch ist das Steinheimer Becken mit den im Laufe der Zeit entwickelten unterschiedlichen Entstehungstheorien und mit dem Erstnachweis eines konkreten Beispiels für die Richtigkeit der Darwinschen Evolutionstheorie anhand fossiler Schnecken ebenfalls von hohem Interesse. Zusammengenommen machen diese verschiedenen Aspekte aus dem Steinheimer Meteorkrater eines der bedeutendsten Dokumente der Erd- und Lebensgeschichte in Mitteleuropa.
Der Steinheimer Meteorkrater
Führer für das Meteorkratermuseum, einer von der Gemeinde Steinheim am Albuch betriebenen Zweigstelle des Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart
Herausgegeben von der Gemeinde Steinheim am Albuch
2024 [2. überarbeitete Auflage]. [Deutsch] – 168 Seiten, 154 Farb- und 41 Schwarzweißabbildungen.
24,5 x 17,3 cm, Hardcover.
[1. Auflage: ISBN 978-89937-008-2]
20,00 €
zzgl. Versandkosten / Versandkostenfrei in D
Teil I (Winfried Reiff †)
Das Steinheimer Becken 10
Darstellung der geologischen Zusammenhänge 16
Zeittafel zur Erdgeschichte 16
Geologischer Bau Südwestdeutschlands 18
Schweifsterne und Donnersteine – Vorboten schrecklicher Ereignisse 20
Meteorite – Materie aus dem All 23
Kosmische Geschosse – Wie entsteht ein Meteorkrater? 27
Kosmische und irdische Dimensionen 28
Einschlagkrater auf Mond und Erde 30
Geschichte der geologischen Erforschung des Steinheimer Beckens 36
Der Steinheimer Meteorkrater 48
Arizona-Krater, Nördlinger Ries und Steinheimer Becken 65
Nördlinger Ries und Steinheimer Becken – entstanden sie Schlag auf Schlag? 72
Das Alter von Nördlinger Ries und Steinheimer Becken 72
Die See-Entwicklung 74
Teil II (Elmar P. J. Heizmann)
Leben nach der Katastrophe –Paläontologie eines Meteorkraters 81
Der erdgeschichtliche Rahmen – Die Tertiärzeit 81
Die Fundstelle und ihre Fossilien 84
Geschichte der paläontologischen Erforschung 92
Pflanzen – Klimaanzeiger und mehr 98
Wirbellose 102
Wirbeltiere 113
Sammeln, Graben, Erhalten 148
Das Alter der Fundstelle 158
Vor und nach dem Einschlag 159
Das Bild der Vergangenheit 160
Weiterführende Literatur 165
Danksagung 166
Abbildungsnachweise 168
Als im Jahre 2002 das vorliegende Buch durch mich und meinen leider inzwischen ver-storbenen Kollegen Prof. Dr. Winfried Reiff erstmals veröffentlicht wurde, geschah dies in der Absicht einerseits einen Führer für das seit 1978 bestehende Meteorkratermuseum in Sontheim im Stubental, einem Teilort Steinheims, vorzulegen, mehr noch aber, um über die bloße Beschreibung von Exponaten hinaus eine allgemeinverständliche und gleichwohl präzise Darstellung der Entstehung dieses Einschlagskraters und der daran anschließenden Folgegeschichte zu bieten. Die in den Ablagerungen des nach dem Einschlag entstandenen Kratersees überlieferte einmalig reichhaltige Fossildokumentation erlaubt es uns zudem die Lebensverhältnisse im süddeutschen Raum zur Zeit des Ober-Miozäns, vor etwa 14 Mil¬lionen Jahren, zu rekonstruieren.
Seit Längerem ist der Führer nun vergriffen, und die weiter bestehende Nachfrage veranlasst mich eine Neuauflage vorzulegen. Zu deren Verständnis dient die folgende Anmerkung: Die Erforschung des Steinheimer Kraters ist ja keineswegs abgeschlossen. Seit der Erstver-öffentlichung des Buches sind zahlreiche neue Erkenntnisse, sowohl was die Entstehung des Kraters als auch was die fossile Tier- und Pflanzenwelt betrifft, hinzugekommen. Diese Erkenntnisse sollen wenigstens summarisch in der Neuauflage berücksichtigt werden. Wer sich weiter in diese Fragen vertiefen möchte, der sei auf das ergänzte Literaturverzeichnis verwiesen.
Zu verdanken ist die Neuauflage einer Initiative der Gemeinde Steinheim am Albuch, deren Bürgermeister Holger Weise und dem Entgegenkommen des Pfeil-Verlages. Mein Dank gilt ebenso den Kollegen Drs. Elmar Buchner, Günter Schweigert und Michael Rasser sowie Olaf Höltke für Korrekturen und Ergänzungen sowie Bildvorlagen.
Elmar P. J. Heizmann
Erdmannhausen, im April 2024
Dr. Elmar P. J. Heizmann, 1943 in Freiburg im Breisgau geboren, studierte Zoologie und Paläontologie an der Universität Basel, an der er 1973 promovierte. Nach Tätigkeit am Naturhistorischen Museum Basel seit 1975 am Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart, zunächst als Konservator der Sektion Säugetiere, seit 2003 als Leiter der Paläontologischen Abteilung. Seit 2008 im Ruhestand. Forschungsschwerpunkte sind tertiäre Großsäuger und die Faunenentwicklung während der Miozänzeit.
Prof. Dr. Winfried Reiff, 1930 in Stuttgart geboren, studierte ab 1950 an der TH Stuttgart Geologie, Biologie und Chemie für das Lehramt an höheren Schulen. 1955 Diplomgeologe, 1958 Dr. rer nat. Tätigkeit als Ingenieur- und Hydrogeologe, 1962-1992 beim Geologischen Landesamt Baden-Württemberg, seit 1975 Leiter der Zweigstelle Stuttgart dieses Amtes, Leitender Geologiedirektor, Honorarprofessor der Universität Stuttgart seit 1976. Forschungsgebiet: Regionale Geologie Süddeutschlands. Seit 1993 im Ruhestand, † 2014.
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