GÖHLICH, Ursula B., Helmut TISCHLINGER & Luis M. CHIAPPE:
Juravenator starki (Reptilia, Theropoda), ein neuer Raubdinosaurier aus dem Oberjura der Südlichen Frankenalb (Süddeutschland):
Skelettanatomie und Weichteilbefunde (S. 1-26)
Der 1998 bei Schamhaupten gefundene und danach über mehrere Jahre präparierte kleine oberjurassische Raubsaurier Juravenator starki wird beschrieben und fotografisch dokumentiert. Neben einer anatomischen Beschreibung des gesamten Skelettes, unter Angabe der wichtigsten metrischen Daten, werden vor allem die osteologischen Unterschiede zu Compsognathus beleuchtet, der bis zur Entdeckung von Juravenator der einzige Theropode aus dem Oberjura der Südlichen Frankenalb war. Es werden kurz Juravenators systematische Stellung und seine Verwandtschaftsverhältnisse zu anderen Raubsauriern diskutiert und Einblicke in seine Lebensweise und -umstände und die Einbettung des Fossils gegeben. Aktuellste Weichteiluntersuchungen des Fossils unter UV-Licht werden vorgestellt und interpretiert.
VIOHL, Günter & Manfred ZAPP:
Die Fossil-Lagerstätte Schamhaupten (oberstes Kimmeridgium, Südliche Frankenalb, Bayern) (S. 27-78)
Die Kieselplattenkalke von Schamhaupten, in denen in den Jahren 1989 bis 1998 wissenschaftliche Grabungen durchgeführt wurden und welche stratigraphisch dem obersten Kimmeridgium angehören, haben sich als eine bedeutende Fossil-Lagerstätte erwiesen. Sie lieferte nicht nur den spektakulären Fund des juvenilen Theropoden Juravenator starki, sondern auch eine Fülle anderer Fossilien, die eine große Diversität widerspiegeln. Insgesamt konnten über 200 Taxa unterschieden werden. Die meisten pelagischen Formen (Coccolithophoriden, Radiolarien, die meisten Cephalopoden, die planktischen Saccocomen, die meisten Fische und die marinen Reptilien) können als autochthon angesehen werden, während die benthischen und demersalen Tiere (Foraminiferen, Schwämme, Bryozoen, Brachiopoden, Seeigel, sessile Crinoiden sowie einige Ammoniten und Fische) sowie Landpflanzen und -tiere von anderen Lebensräumen eingespült oder eingeweht wurden.
Zwei Hauptgesteinstypen können unterschieden werden: Bindstones, die artikulierte Fossilien enthalten, und detritische Karbonate mit Schalen und anderen Hartteilen. Während der Diagenese erfolgte eine Verkieselung der Kalksteine in mindestens zwei Phasen. Eine schwache frühdiagenetische Verkieselung vor der Kompaktion des Sediments konnte zu einer hervorragenden dreidimensionalen Erhaltung von Fossilien führen, während die spätdiagenetische Verkieselung sich eher zerstörerisch auswirkte.
Die Kieselplattenkalke lagerten sich in einer etwa 5 × 7 km großen Wanne ab, in der sich eine Salz-Dichte-Schichtung entwickelt hatte. Die hypersalinare, an- bis dysaerobische Bodenzone war lebensfeindlich. Nur Bakterienmatten konnten dort gedeihen, die durch Einfangen von Sedimentpartikeln Bindstones bildeten. Die höhere Wassersäule dagegen war durch eine sehr hohe organische Produktion gekennzeichnet, die auf gute Verbindungen zur Tethys schließen lässt. In der Nähe der Wanne lag eine bewaldete Insel, die der Lebensraum von Juravenator und anderen Landtieren war. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass Juravenator seine Beute teilweise auch in den Küstengewässern rund um die Insel gejagt hat, die eine sehr reiche Nahrungsquelle darstellten.
FUCHS, Dirk:
Re-description of Doryanthes munsterii (D’ORBIGNY, 1845), a poorly known coleoid cephalopod from the Upper Jurassic (Tithonian) Solnhofen Plattenkalks (S. 79-88)
Doryanthes munsterii (D’ORBIGNY 1845) ist ein Vertreter coleoider Vampyropoden aus den oberjurassischen (Tithonium) Solnhofener Plattenkalken und war bislang lediglich sehr schlecht durch wenige bruchstückhafte Exemplare bekannt. Das morphologische Verständnis wird durch den Fund zweier komplett erhaltener Gladien deutlich verbessert. Insbesondere zeigt sich in den hier beschriebenen Fundstücken die detailliierte Aufteilung des Gladius in das Mittelfeld, die Lateralplatten des Mittelfeldes, die Hyperbolarzonen und die Lateralfelder. Charakteristisch für Doryanthes munsterii sind vor allem die verhältnismäßig kurzen Lateralfelder sowie die langgezogenen und schwach geschwungenen Hyperbolarzonen. Ein Neotypus wird festgelegt, weil der Holotypus zerstört wurde. Im Gegensatz zu ENGESER & REITNER (1983), die Doryanthes zu den Loligosepiidae stellten, fand der Autor mehr Ähnlichkeiten zu Mastigophora, der Typusgattung der Mastigophoridae. Die Familie der Mastigophoridae wird als ausgestorbener Seitenzweig früher Vampyromorpha angesehen.
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