Humus in Böden: Garant der Fruchtbarkeit, Substrat für Mikroorganismen, Speicher von Kohlenstoff
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Bayerische Akademie der Wissenschaften (Herausgeber):
Rundgespräch am 28. April 2008
2009. [Deutsch] – 142 Seiten, 56 Schwarzweißabbildungen, 10 Tabellen.
24 x 17 cm. Paperback
ISBN 978-3-89937-091-1
Verzeichnis der Vortragenden und der Diskussionsteilnehmer am Rundgespräch 5
Vorwort 7
Begrüßung durch Herrn Prof. Dr. Heinrich NÖTH, Altpräsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 9
Franz MAKESCHIN: Kohlenstoff im Boden – versteckt und unterschätzt: Einführung in das Rundgespräch 11
Diskussion 18
Humusbildung und Humusdynamik
Ingrid KÖGEL-KNABNER: Humusqualität und Standorteigenschaften 21
Diskussion 29
Ellen KANDELER, Sven MARHAN, Christian POLL und Dagmar TSCHERKO: Konsequenzen des Klimawandels für Bodenmikroorganismen und den Umsatz der organischen Substanz 31
Bernd MARSCHNER: Humusabbau: Stabilität und Labilität organischer Bodensubstanz 41
Frank HAGEDORN: Humus, ein großer Speicher, aber eine kleine Senke für atmosphärisches CO2 49
Diskussion der drei Vorträge 55
Mikrobielle Leistungen und Stoffumsetzungen
Jean Charles MUNCH: Biomasseproduktion, Humushaushalt und mikrobielle Funktionen 59
Diskussion 67
Michael SCHLOTER: Mikrobielle Prozesse als Basis für die Emission klimarelevanter Spurengase aus landwirtschaftlich genutzten Böden 69
Martin KAUPENJOHANN: Bindung und Abbau von Tierarzneimittelwirkstoffen in Böden 77
Diskussion der beiden Vorträge 81
Humusvorräte und -bilanzen
Jens LEIFELD: Einfluss der Bewirtschaftung auf den Bodenkohlenstoff in der Landwirtschaft 85
Diskussion 91
Jörg PRIETZEL: Der Humusvorrat von Waldböden – ein Resultat menschlicher (In-)Aktivität? 93
Armin WERNER und Johann BACHINGER: Humuswirtschaft mit Precision Farming 105
Diskussion der beiden Vorträge 117
Karl Eugen REHFUESS: Zusammenfassung und Abschlussdiskussion 121
Karl Eugen REHFUESS, Ingrid KÖGEL-KNABNER und Jean Charles MUNCH: Schlussfolgerungen 135
Schlagwortverzeichnis 139
Ingrid KÖGEL-KNABNER:
Humusqualität und Standorteigenschaften
[9 Seiten, 7 Abbildungen, 1 Tabelle]
Böden wurden bisher vor allem auf ihre Eignung als land- und forstwirtschaftliche Standorte hin oder hinsichtlich der Filterfunktion für Schadstoffe untersucht. Heute ist die Funktion von Böden als Quellen und Senken im globalen Kohlenstoffhaushalt hinzugekommen. Eine ganze Reihe hierarchisch strukturierter Mechanismen führt zur Stabilisierung und damit zum Verbleib von organischer Substanz in Böden. Diese sind in verschiedenen Böden und Bodenhorizonten unterschiedlich relevant und wirken auch auf unterschiedlichen Zeitskalen. Die Abbaubarkeit organischer Substanzen (Rekalzitranz) wurde als Stabilisierungsmechanismus bisher vermutlich überbewertet. Diese ist ebenso wie die Makroaggregierung nur kurzfristig und vor allem in aktiven Oberböden wirksam. Hier können aber folglich auch Bewirtschaftungsmaßnahmen schnell Effekte zeigen. Dagegen führen die räumliche Unzugänglichkeit durch Einschluss in Porenräumen und Mikroaggregaten sowie organo-mineralische Interaktionen zu einer längerfristigen Kohlenstoffstabilisierung. Ihre Bedeutung nimmt in Unterböden zu und wird von langfristigen bodenbildenden Prozessen, wie z.B. der Verwitterung und Mineralneubildung, beeinflusst. Zur differenzierten Erfassung der Kohlenstoffspeicherkapazität ist es also notwendig, das gesamte Bodenprofil und nicht nur die Oberböden zu betrachten.
Ellen KANDELER, Sven MARHAN, Christian POLL und Dagmar TSCHERKO:
Konsequenzen des Klimawandels für Bodenmikroorganismen und den Umsatz der organischen Substanz
[10 Seiten, 6 Abbildungen, 1 Tabelle]
Chronosequenzen von Böden und Langzeitfeldversuche bieten die Möglichkeit, unser Wissen über Nährstoffkreisläufe zu erweitern. Ergebnisse zahlreicher historischer Feldversuche innerhalb der vergangenen 150 Jahre konnten klären, welche Faktoren für die Nachhaltigkeit, Qualität und Entwicklung von Böden verantwortlich sind. Erst in den vergangenen 20 Jahren wurden Feldversuche etabliert, die die Wirkung von erhöhtem atmosphärischem Kohlendioxidgehalt untersuchen sollen. Bisherige Resultate dieser Experimente deuten darauf hin, dass Agrarböden, im Gegensatz zu Grünland- und Waldböden, unter den veränderten Klimabedingungen geringere Mengen an Kohlenstoff speichern als ursprünglich erwartet. Während die Reaktion von Bodenmikroorganismen auf die Erhöhung von atmosphärischem CO2 bereits gut abgeschätzt werden kann, gibt es noch dringenden Forschungsbedarf zur Interaktion unterschiedlicher Faktoren (Temperatur, Verteilung und Menge des Niederschlags, CO2-Konzentration).
Bernd MARSCHNER:
Humusabbau: Stabilität und Labilität organischer Bodensubstanz
[7 Seiten, 5 Abbildungen]
Nur ein kleiner Teil der in den Boden gelangenden organischen Substanz verbleibt als Humus längere Zeit im Boden und kann mehrere tausend Jahre überdauern. Die Stabilität dieser Produkte der Humifizierung gegenüber weiterem mikrobiellen Abbau wird im Wesentlichen durch drei Mechanismen erklärt: i) Rekalzitranz, d.h. strukturchemisch bedingte Eigenschaften von Ausgangsstoffen oder Umwandlungsprodukten, ii) chemische Bindung an Oberflächen von Tonmineralen oder Eisenoxiden und iii) Einschluss der organischen Substanz in Bodenaggregate. In jüngster Zeit wird auch diskutiert, ob so genannte organische Supramoleküle, die einen Verband aus kleineren Bestandteilen darstellen, eine solche Schutzfunktion ausüben können.
Welcher dieser Mechanismen im Boden dominiert, hängt von den physikalischen und chemischen Bodeneigenschaften und der Tiefenlage der Bodenhorizonte ab. Ein grundlegendes Verständnis dieser Einflussfaktoren ist erforderlich, um den Kohlenstoffhaushalt von Böden modellieren und gegebenenfalls auch gezielt beeinflussen zu können.
Frank HAGEDORN:
Humus, ein großer Speicher, aber eine kleine Senke für atmosphärisches CO2
[6 Seiten, 4 Abbildungen]
Der derzeitige Anstieg von atmosphärischem CO2 könnte über ein gesteigertes Pflanzenwachstum und den damit verbundenen höheren Streueintrag die Kohlenstoffspeicherung im Humus erhöhen. Hierdurch könnte Humus zu einer Senke für atmosphärisches CO2 werden. In diesem Beitrag wird anhand eines Feldversuches an der alpinen Waldgrenze die Auswirkung einer zukünftigen CO2-Erhöhung (+ 200 ppmv) auf die Humusdynamik diskutiert. Nach sieben Versuchsjahren ergaben sich eine Steigerung der Photosynthese von 30-jährigen Bäumen um 20-50 % unter erhöhtem CO2, jedoch eine geringe und artenspezifische Wachstumsreaktion. Die Humusvorräte in der Streulage, dem sensitivsten Kohlenstoffpool des Bodens, nahmen bisher nicht zu. Allerdings regte erhöhtes CO2 die Bodenatmung an. Dies legt den Schluss nahe, dass die Pflanzen unter erhöhtem CO2 zwar mehr CO2 aufnahmen, dieses aber nur zu einem geringen Teil in die Produktion von Biomasse verwendeten und es über eine gesteigerte Wurzelaktivität wieder an die Atmosphäre abgaben. Das in dem Feldversuch hinzugegebene CO2 enthielt eine andere Signatur des stabilen Isotops 13C als die Umgebungsluft. Dadurch konnte das von den Bäumen aufgenommene CO2 in Form von Kohlenstoffverbindungen über die Wurzeln bis in den Humus verfolgt werden. Hier zeigte sich, dass ein Großteil des von den Bäumen in den Boden verlagerten Kohlenstoffs nicht zu Humus, sondern sehr schnell über die Bodenatmung als CO2 wieder zurück an die Atmosphäre abgegeben wurde. Die Senkenwirkung des Humus für erhöhtes CO2 erscheint deshalb begrenzt.
Jean Charles MUNCH:
Biomasseproduktion, Humushaushalt und mikrobielle Funktionen
[8 Seiten, 4 Abbildungen]
Zweck der agrarischen Bodennutzung ist die nachhaltige Produktion von pflanzlicher Biomasse, bisher vorwiegend für die Ernährung des Menschen oder von Nutztieren, z.T. als Rohstoff für die Industrie (z.B. Stärke aus Kartoffeln, Mais) oder für energetische Nutzungen (z.B. Raps). Diese Produktionsweise lässt Ernteresiduen auf den Flächen. Sie führt zudem die organischen Reststoffe (Mist, Gülle) mit ihrer Fracht an Nährstoffen der Verwertung oder Verarbeitung zurück, als Basis des Erhalts der Bodenfruchtbarkeit. Biologische und mikrobielle Aktivitäten und Humusaufbau sind damit gewährleistet. Beide sind unabdingbar für den Erhalt der Bodenqualität und der Bodenproduktivität.
Die massive Produktion von Biomasse für energetische Zwecke, zumeist in Monokulturen, führt auch zum Eingriff in den Umsatz von organischen Verbindungen in Böden. Oberirdische Ernteresiduen werden kaum zurückbleiben. Der Abtransport der Erntemassen mit schwerem Gerät wird zu Bodenverdichtungen führen. Beides hat erheblichen Einfluss auf die mikrobiellen Funktionen in Böden und den Umsatz von organischen Substanzen, bis hin zur Minderung des Aufbaus von Humus. Auch die Absicht, Ethanol aus Stroh herzustellen (keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion!) nimmt dem Boden dieses organische Substrat weg. Die deutsche Kraftstoffindustrie setzt auf die Produktion von Biomasse auf abgeholzten Waldflächen in Brasilien. Neben dem Ausstoß an CO2 führt dies zum schnellen Abbau der Bodenfruchtbarkeit. Im Rahmen des Beitrags werden Effekte aufgezeigt, auch im Hinblick auf die Emissionen von klimarelevanten Spurengasen aus Böden, und nachhaltige Produktionssysteme dargestellt, die in der Zusammenarbeit von Wissenschaftszentrum Weihenstephan der TU München, Helmholtz Zentrum München, Fachhochschule Weihenstephan und Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft entwickelt werden.
Michael SCHLOTER:
Mikrobielle Prozesse als Basis für die Emission klimarelevanter Spurengase aus landwirtschaftlich genutzten Böden
[8 Seiten, 7 Abbildungen, 1 Tabelle]
Böden gelten als Senken für Kohlenstoff und Stickstoff. Verlieren Böden diese Funktion, hat dies Auswirkungen auf physikalische Eigenschaften von Böden sowie auf deren Produktivität. Zudem beschleunigen die erhöhten Emissionen von Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) oder Lachgas (N2O) aus Böden den derzeitigen Klimawandel, da sie den Treibhauseffekt vorantreiben. Die landwirtschaftliche Nutzung von Böden kann durch den Eintrag von Stickstoff und Kohlenstoff, vor allem in Kombination mit einer Bodenverdichtung durch landwirtschaftliche Maschinen, zu erhöhten Emissionen klimarelevanter Spurengase beitragen. Ein besseres Verständnis dieser Prozesse, insbesondere aber vertiefte Kenntnisse der molekularen Grundlagen der Expression entsprechender Gene der Mikroflora könnten helfen, die Methode der Bodennutzung so zu modifizieren, dass die Emissionen klimarelevanter Spurengase minimiert werden können. Es werden im Folgenden einige Beispiele gezeigt, wie sich Bewirtschaftungsmethoden, aber auch natürliche Prozesse wie Frost-Tau-Zyklen, auf die Struktur und Funktion mikrobieller Populationen auswirken können, die an der Bildung von klimarelevanten Spurengasen beteiligt sind.
Martin KAUPENJOHANN:
Bindung und Abbau von Tierarzneimittelwirkstoffen in Böden (Vortragsmanuskript)
[3 Seiten, 2 Tabelle]
In Deutschland werden jährlich zwischen 700 und 2300 Tonnen Antibiotika in der Tierhaltung eingesetzt. Rückstände gelangen mit den Wirtschaftsdüngern auf die landwirtschaftlichen Nutzflächen und erreichen in Böden Punkt-Konzentrationen von über 1 mg/kg Boden. Aufgrund effektiver, jedoch hinsichtlich der physiko-chemischen Mechanismen noch nicht hinreichend bekannter Bindungen an die Bodenfestphase verringern Böden die Wirkstoffkonzentrationen der Gülle, die über 1000 µg/L betragen können, auf Werte unter 0,1 µg/L im Sicker- und Grundwasser. Große Wissensdefizite bestehen auch hinsichtlich möglicher Gefährdungen durch Anreicherung der Stoffe in Böden und hinsichtlich ihrer Abbaubarkeit. Neue Untersuchungen zeigen darüber hinaus, dass bei Gülleausbringung auch mit dem Eintrag antibiotikaresistenter Gene in Böden gerechnet werden muss.
Jens LEIFELD:
Einfluss der Bewirtschaftung auf den Bodenkohlenstoff in der Landwirtschaft
[6 Seiten, 3 Abbildungen]
Die global in Böden gespeicherte Kohlenstoffmenge ist größer als die in der Atmosphäre und der terrestrischen Biomasse zusammen. Durch Landnutzung und Bewirtschaftung wird der Kohlenstoffhaushalt der Böden stark beeinflusst. Im Allgemeinen wird beim Ackerbau von einer Verringerung der Kohlenstoffgehalte im Vergleich zu Grasland oder Wald ausgegangen. Durch angepasste Bewirtschaftung ist es jedoch möglich, die Kohlenstoffgehalte landwirtschaftlicher Böden zu erhöhen und damit einen Teil der anthropogenen CO2-Emissionen zu kompensieren.
Die Bewirtschaftungsmaßnahmen »pfluglose Bodenbearbeitung (no-till)« und »organische Düngung« werden exemplarisch als Optionen zur Veränderung der Kohlenstoffgehalte landwirtschaftlicher Böden u.a. im Hinblick auf die Freisetzung klimawirksamer Gase diskutiert. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung, diese Maßnahmen führten zu einer zusätzliche Kohlenstoffspeicherung in Böden (C-Sequestrierung), zeigt eine Analyse vorhandener Studien, dass eine solche pauschale Bewertung nicht gerechtfertigt ist. Pfluglose Verfahren führen oft nicht zu einer Nettozunahme, sondern lediglich zu einer anderen Verteilung des organischen Kohlenstoffs im Bodenprofil. Organische Düngung erhöht den Kohlenstoffgehalt des Bodens, hat aber keinen Vorteil gegenüber der Ausbringung einer äquivalenten Menge von Pflanzenresten, die nicht durch das Tier prozessiert wurden.
Neben diesen Maßnahmen wird die Humusbilanzierung als Methode, die Entwicklung der Bodenkohlenstoffgehalte zu prognostizieren, bewertet und mit modernern Ansätzen verglichen. Einfache Kohlenstoffumsatzmodelle sind den Humusbilanzen überlegen, weil sie die langfristige Dynamik und Gleichgewichtssituationen besser widerspiegeln.
Jörg PRIETZEL:
Der Humusvorrat von Waldböden – ein Resultat menschlicher (In-)Aktivität?
[12 Seiten, 9 Abbildungen, 2 Tabellen]
Die Hälfte des in deutschen Waldökosystemen gebundenen Kohlenstoffvorrats ist im Bodenhumus festgelegt. Neben natürlichen Randbedingungen (Standortsfaktoren) können menschliche Aktivitäten lang anhaltende Veränderungen des Humusvorrats von Waldböden zur Folge haben. So führte die in Mitteleuropa jahrhundertelang praktizierte Streunutzungzu erheblichen Humusverlusten der Böden. Forstliche Melioration derartig degradierter Standorte durch Düngung bzw. Einbringung Stickstoff fixierender Pflanzen resultierte i.d.R. in einer deutlichen Steigerung von Zuwachs und Biomasse der aufstockenden Bestände; diese war aber oftmals (v.a. bei gleichzeitiger Kalkung bzw. Bodenbearbeitung) verbunden mit einem Abbau der Humusauflagen von Waldböden. Waldkalkungen zur Kompensation atmogener Säureeinträge führen ebenfalls zu Humusverlusten der Böden, insbesondere der organischen Auflagen. Die Effekte des Waldumbausvon Nadelholzreinbeständen in laubholzreiche Mischbestände sind von Standort und Baumart abhängig; generell ergibt sich ein deutlicher Abbau von Humusauflagen, verbunden mit mehr oder weniger stark ausgeprägter Steigerung des Kohlenstoffvorrats im Mineralboden. Ungeachtet dieser Änderungen reduziert der Umbau von Reinbeständen in Mischbestände das Risiko großflächiger störungsbedingter Bestandeszusammenbrüche, welche – ebenso wie Kahlschlag– starke Humusverluste und über mehrere Dekaden anhaltende verringerte Humusvorräte der Böden, insbesondere der organischen Auflagen, zur Folge haben. Ein Beispiel für die Auswirkung menschlicher Inaktivität auf den Humusvorrat von Waldböden ist der Verzicht auf die Bekämpfung des Borkenkäfers im Nationalpark Bayerischer Wald, der zum großflächigen Zusammenbruch von Hochlagen-Fichtenbeständen und zu erheblichen Humusverlusten der Böden führte. Auf degradierten Bergmischwaldstandorten der Bayerischen Kalkalpen ließe sich durch jagdliche Reduktion der Schalenwilddichte eine deutliche Steigerung der Jungwuchsbiomasse erzielen. Diese verändert das Mikroklima positiv, vermindert die Bodenerosion durch Schneegleiten und führt so v.a. auf stark degradierten Standorten mit humusarmen Böden zu einer deutlichen Erhöhung von Masse und Mächtigkeit der Humusauflagen und zu einer Steigerung des Bodenhumusvorrats.
Armin WERNER und Johann BACHINGER:
Humuswirtschaft mit Precision Farming
[11 Seiten, 8 Abbildungen, 1 Tabellen]
Standorteigenschaften wie der Humusgehalt des Ackerbodens sind in den meisten Feldern nicht gleichförmig verteilt. Die Humuswerte variieren als Corg-Gehalte von 1 % bis 5 % nicht nur zwischen Feldern, sondern auch innerhalb dieser.
Neue elektronische und digitale Systeme des Precision Farming erlauben es im Pflanzenbau zunehmend, Informationen über wichtige Eigenschaften des Bodens sowie der Pflanzenbestände in hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung bereit zu stellen und in einer flächendifferenzierten Maßnahmengestaltung zu verwenden. Mit einer solchen ›Informationsgeleiteten Pflanzenproduktion‹ entstehen räumlich differenzierte Stoffströme auch in der Humusbilanz.
Die Hintergründe, Möglichkeiten aber auch Grenzen des Einsatzes von Techniken des Precision Farming für die Humuswirtschaft werden am Stand der Forschung erörtert.
Rund vier Fünftel der weltweiten Kohlenstoffmengen, die am aktiven Kohlenstoffkreislauf in der Biosphäre beteiligt sind, werden in Böden gebunden, nur etwa 19 Prozent im Pflanzenreich. Die tote organische Bodensubstanz, der Humus, hat also nicht nur einen entscheidenden Einfluss auf die meisten Bodenfunktionen, insbesondere für die Speicherung von Nährstoffen und Wasser, sondern spielt auch eine zentrale Rolle im globalen Kreislauf des Kohlenstoffs und somit bei der Entstehung und Regulierung wichtiger klimarelevanter Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O). Im Kreislauf des Aufbaus von Biomasse (Primärproduktion) und ihrer Zersetzung wird Kohlenstoff als CO2 aus den Böden freigesetzt oder aber im Humus für längere Zeit gebunden. Bei schonender Bodennutzung ist die Kohlenstoffspeicherung größer als die -freisetzung, und Kohlenstoff kann auf diese Weise für mehrere tausend Jahre im Boden festgelegt werden.
Die Erforschung des Humus ist daher nicht nur für die Wissenschaft von Interesse, sondern auch für Politik und Wirtschaft. Um die drängenden Fragen zur Bewirtschaftung der Humusvorräte von Böden beantworten zu können, muss man jedoch das Prozessgeschehen von Auf- und Abbau organischer Substanz vollständig verstehen. Dies erfordert eine Herangehensweise, die sowohl bodenchemische und mikrobiologische als auch mineralogische Aspekte beinhaltet. Nur so lassen sich Bewirtschaftungsstrategien für unsere Böden entwickeln mit dem Ziel, deren Fruchtbarkeit mindestens zu erhalten und ihre Senkenfunktion für CO2 besser beurteilen und nutzen zu können.
In dem vorliegenden Band werden wichtige Ergebnisse aus aktuellen Forschungsansätzen präsentiert. Unser Dank gilt neben den daran beteiligten Autoren und Diskussionsteilnehmern Herrn Prof. Dr. Hubert Weiger, Bund Naturschutz in Bayern e.V., der die Anregung zu einem Rundgespräch über Bodenprozesse gegeben hat.
Ingrid Kögel-Knabner, Jean Charles Munch, Karl Eugen Rehfuess
Ewald, Jörg, Prof. Dr., Fachhochschule Weihenstephan, Fakultät Wald und Forstwirtschaft, Fachgebiet Botanik und Vegetationskunde, Freising
Gleixner, Gerd, Priv.-Doz. Dr., Max-Planck-Institut für Biogeochemie, Abt. Biogeochemische Prozesse, Jena
Haber, Wolfgang, Prof. em. Dr., TU München, Wissenschaftszentrum Weihenstephan, Lehrstuhl für Landschaftsökologie, Freising
*Hagedorn, Frank, Dr., Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), Forschungsgruppe Boden-Biogeochemie, Birmensdorf
Haider, Konrad, Prof. em. Dr., Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) Braunschweig; Dießen
*Kandeler, Ellen, Prof. Dr., Universität Hohenheim, Institut für Bodenkunde und Standortslehre (310), Stuttgart
*Kaupenjohann, Martin, Prof. Dr., TU Berlin, Fachgebiet Bodenkunde, Institut für Ökologie, Berlin
*Kögel-Knabner, Ingrid, Prof. Dr., TU München, Wissenschaftszentrum Weihenstephan, Lehrstuhl für Bodenkunde, Freising
Kuzyakov, Yakov, Prof. Dr., Universität Bayreuth, Fachgebiet Geowissenschaften, Abteilung für Agrarökosystemforschung, Bayreuth
*Leifeld, Jens, Dr., Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon (ART), Zürich
*Makeschin, Franz, Prof. Dr., TU Dresden, Institut für Bodenkunde und Standortslehre, Tharandt
*Marschner, Bernd, Prof. Dr., Ruhr-Universität Bochum, Geographisches Institut, AG Bodenkunde und Bodenökologie, Bochum
*Munch, Jean Charles, Prof. Dr., Helmholtz Zentrum München, Institut für Bodenökologie, Neuherberg
Nöth, Heinrich, Prof. em. Dr., Altpräsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München
*Prietzel, Jörg, Prof. Dr., TU München, Wissenschaftszentrum Weihenstephan, Lehrstuhl für Bodenkunde, Freising
*Rehfuess, Karl Eugen, Prof. em. Dr., TU München, Wissenschaftszentrum Weihenstephan, Department für Ökologie; Pöcking
*Schloter, Michael, Priv.-Doz. Dr., Helmholtz Zentrum München, Institut für Bodenökologie, Abteilung für terrestrische Ökogenetik, Neuherberg
Stetter, Karl Otto, Prof. em. Dr., Universität Regensburg, Institut für Mikrobiologie; München
Völkel, Jörg, Prof. Dr., TU München, Wissenschaftszentrum Weihenstephan, Fachgebiet Geomorphologie und Bodenkunde, Freising
*Werner, Armin, Dr., Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V., Institut für Landnutzungssysteme, Müncheberg
Zech, Wolfgang, Prof. Dr., Universität Bayreuth, Lehrstuhl für Bodenkunde und Bodengeographie, Bayreuth
Ziegler, Hubert, Prof. em. Dr., Bayerische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Ökologie, München
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