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Bayerische Akademie der Wissenschaften (Herausgeber)

Gräser und Grasland: Biologie – Nutzung – Entwicklung

Rundgespräch am 10. Oktober 2005

Rundgespräche Forum Ökologie
Band: 31

2006. [Deutsch] – 158 Seiten, 78 Schwarzweißabbildungen, 33 Tabellen, 2 Anhänge.
24 x 17 cm. Paperback

Reihe: Rundgespräche der Kommission für Ökologie

ISBN: 978-389937-070-6
ISSN: 0938-5851
Artikelnummer: 9783899370706 Kategorie: Ökologie Schlagwort: Rundgespräche Forum Ökologie

25,00 €

zzgl. Versandkosten / Versandkostenfrei in D

  • Beschreibung
  • Inhalt
  • Zusammenfassung
  • Vorwort
  • Teilnehmer
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  • Rezensionsexemplar

Die Familie der Gräser (Poaceae = Gramineae) ist nicht nur weltweit verbreitet, sondern mit über 700 Gattungen und ca. 10 000 Arten eine der umfangreichsten Familien der Blütenpflanzen. Gräser sind vorherrschende Bestandteile vieler Pflanzengesellschaften und prägen als Grasländer in Gestalt von Wiesen, Weiden, Steppen, Prärien oder Savannen in großen Teilen der Kontinente das Landschaftsbild. Sie stellen in Form von Getreide (z.B. Weizen, Roggen, Gerste, Hafer ebenso wie Hirse, Mais und Reis) die Grundlage für die Ernährung der Weltbevölkerung dar, sind aber auch als Primärproduzenten für die Ernährung großer Tiergruppen und – indirekt über die Weidewirtschaft – des Menschen von elementarer Bedeutung.

Der vorliegende Berichtband beschreibt einerseits die Verbreitung der Gräser sowie ihre Besonderheiten und ihre Bedeutung für den Menschen und stellt andererseits die derzeitige und zukünftige Nutzung der Grasländer dar, in der sich in Mitteleuropa derzeit ein starker Wandel vollzieht: Die Milchviehhaltung, die einst völlig vom Grünland abhing, wird dieses in Zukunft nur noch in geringem Umfang benötigen. Andere extensivere Nutzungsformen (z.B. Mutterkuh-, Schaf-, Pferde-, Wildhaltung) oder Alternativen zur Verwendung des Mähgutes (z.B. Energie-, Treibstoffgewinnung) können diesen Prozess bisher nicht ausgleichen. Seitens des Naturschutzes wird die Erhaltung extensiv genutzten Grünlandes wegen seines hohen Artenreichtums betrieben, aber auch dies bedarf der arbeitsintensiven Pflege. Auch ist eine Landschaftsveränderung durch Verbuschen und Verstrauchen brachliegender Flächen besonders in touristisch attraktiven Gebieten nicht erwünscht.

Organisation: Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang HABER, Priv.-Doz. Dr. Ehrentraud BAYER

Mit Beiträgen von: Ehrentraud BAYER, Michael DIEPOLDER, Martin ELSÄSSER, Wolfgang HABER, Michael PETERS & Martinus FESQ-MARTIN, Josef H. REICHHOLF, Hans SCHNYDER, Karl-Friedrich SCHREIBER, Hubert ZIEGLER

Verzeichnis der Vortragenden und der Diskussionsteilnehmer am Rundgespräch 7
Vorwort 9
Begrüßung durch Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heinrich NÖTH, Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 11
Hubert ZIEGLER: Einführung in das Rundgespräch: Die Familie der Süßgräser 13
Diskussion 21
Wolfgang HABER: Die Grasländer der Erde: Verbreitung und Lebensbedingungen 23
Diskussion 37
Hans SCHNYDER: Physiologische und morphogenetische Grundlagen zum Regenerationsvermögen der Gräser 39
Diskussion 45
Josef H. REICHHOLF: Gräser, Fleisch und Humus: Tiere in Grasland-Ökosystemen 47
Diskussion 57
Ehrentraud BAYER: Bedeutende und interessante Nutzpflanzen aus der Familie der Gräser 59
Diskussion 78
Michael PETERS und Martinus FESQ-MARTIN: Graspollen als Indikator für die Entwicklung von Kulturlandschaft 79
Diskussion 92
Michael DIEPOLDER: Aspekte der Grünlandnutzung in Bayern 93
Diskussion 109
Karl-Friedrich SCHREIBER: Langjährige Entwicklung brachgefallener Grasländer in Südwestdeutschland bei verschiedenem Management 111
Diskussion 134
Martin ELSÄSSER: Alternativen der Nutzung von Grasaufwüchsen als Biomasse zur Energieerzeugung und ihre Problematik 135
Diskussion 145
Abschlussdiskussion 147
Claudia DEIGELE: Zusammenfassung des Rundgesprächs 157

Wolfgang HABER:
Die Grasländer der Erde: Verbreitung und Lebensbedingungen

[16 Seiten, 16 Schwarzweißabbildungen]

Wo die Erde eine geschlossene Pflanzendecke trägt, zeigt sie sich in zwei grundverschiedenen Ausprägungen: als Wälder und Gebüsche, also Holzpflanzen, und als (nicht verholzte) Gras- und Krautfluren, Farn-, Moos- und Flechtenteppiche. Die Pflanzenfamilie der Gräser ist auf beiden Seiten vertreten: in Gestalt der Unterfamilie Bambusgewächse bei den Wäldern und mit den übrigen Gräsern bei den Gras- und Krautfluren, die sie meist beherrschen und die daher »Grasländer« heißen. Keine Pflanzengruppe bringt eine so dichte und dauerhafte Pflanzendecke hervor wie die Gräser. Sie schützen den Boden, erzeugen fruchtbarsten Humus und beherbergen und ernähren eine artenreiche Tierwelt.

Grasländer dienen uns Menschen wirtschaftlich als Grundlage der Viehzucht, als dauerhafter Bodenschutz, künftig wohl auch zur Bio-Rohstofferzeugung, verkörpern aber auch Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Natur. Von Natur kommen Grasländer als Steppen, Prärien und Savannen großflächig in Klimazonen vor, die im Jahr 200-500 mm Regen in einer eigenen Regenzeit erhalten. Aber auch in regenreicheren Waldgebieten wachsen Gräser als Unterwuchs und an allen Plätzen, wo der Wald nicht gedeiht, z.B. im Hochgebirge, in Flussauen oder auf Salzböden der Meeresküsten. Die natürlichen Grasländer sind daher höchst vielfältig und ökologisch sehr unübersichtlich. Diese naturgegebene Wald-Grasland-Verbreitung hat der Mensch unwiederbringlich verändert und noch unübersichtlicher gemacht. Sowohl die Steppen und Prärien mit ihren fruchtbaren Schwarzerde-Böden als auch viele Wälder wurden in Ackerland umgewandelt. Weltweit sind Grasländer von Rückgang, Degradierung oder Intensivierung betroffen. Dagegen wenden sich – mit nur begrenztem Erfolg – der Naturschutz und, speziell im nicht-mediterranen Europa, die Landschaftspflege. Die vielfältigen Grasfluren sind für sie unverzichtbar für das Landschaftserleben und die Basis vieler Erholungs- und Sportaktivitäten.

Hans SCHNYDER:
Physiologische und morphogenetische Grundlagen zum Regenerationsvermögen der Gräser

[8 Seiten, 7 Schwarzweißabbildungen, 1 Tabelle]

Das Grasland wird weltweit durch Gräser beherrscht, welche aufgrund der geschützten Lage ihrer Blattwachstumszonen und Nebentriebknospen zur raschen Erholung von Verbiss und Mahd befähigt sind. Die unterschiedliche Nutzungstoleranz der verschiedenen Grasarten korreliert u.a. mit Unterschieden in der Blattlebensdauer. Nutzungstolerante Arten produzieren kurzlebige Blätter. Diese sind dünner und werden mit geringeren Konstruktionskosten hergestellt; dadurch können die Investitionen schneller rückerstattet werden. Die rasche Erholung von der Nutzung wird bei der sehr regenerationsstarken Art Lolium perenne auch dadurch gefördert, dass (a) das Blattwachstum nach vollständiger Entblätterung trotz reduzierter Assimilatzufuhr zu den Blattwachstumszonen aufrecht erhalten wird; (b) die unmittelbar nach dem Schnitt produzierte Blattfläche besonders kostengünstig produziert wird; (c) die Blattwachstumszonen während des ungestörten Wachstums hohe Konzentrationen von Kohlenhydraten enthalten, die nach einer Entblätterung rasch mobilisiert und im Blattwachstum umgesetzt werden können; und (d) als Folge der schnellen Wiederbeblätterung ein sehr schneller Übergang zu photosynthesegetriebenem Wachstum stattfindet.

Josef H. REICHHOLF:
Gräser, Fleisch und Humus: Tiere in Grasland-Ökosystemen

[12 Seiten, 5 Schwarzweißabbildungen]

Grasländer tragen von Natur aus die größten Konzentrationen von Säugetieren an Land. So leben zum Beispiel auf der Serengeti in Ostafrika etwa 98 große Weidetiere (Wildtiere) pro Quadratkilometer mit einer Lebendmasse von rund 20 Tonnen. Insgesamt sind es auf den gut 16 000 km2 mehr als 1,5 Millionen Großtiere. Riesige Herden von Büffeln (Bisons) zogen bei Ankunft der Europäer im 17. und 18. Jahrhundert mit einer geschätzten Bestandsgröße von 50 bis 70 Millionen über die nordamerikanischen Prärien. Heute aber leben dort über 100 Millionen Hausrinder, von denen es global etwa 1,5 Milliarden gibt. Die menschliche Nutztierhaltung simulierte auf Weideflächen bis zur künstlichen Zufütterung die natürlichen Verhältnisse. Bei den Wiederkäuern entsprechen sich Wildtiere und Nutztiere proportional sehr genau, während Pferde um zwei Drittel »unterrepräsentiert«, Schweine aber weitaus häufiger (global mit rund einer Milliarde vertreten) als in der freien Natur vorhanden sind.

Die Natur vieler Gräser des Graslandes ermöglicht eine im Vergleich zu Wäldern ganz außergewöhnlich hohe Nutzung der pflanzlichen Primärproduktion bis hin zu nahezu völliger Abweidung der oberirdischen Biomasse. Gräser erneuern sich in ihren Wachstumszonen von unten her und der größere Teil ihre Gesamtmasse befindet sich im Grasland gemäßigter Klimazonen unter der Bodenoberfläche im Wurzelwerk. Anders als in Wäldern, wo das Tierleben im Vergleich zur Pflanzenmasse nur wenige Promille bis höchstens einige Prozent ausmacht, nehmen die Weidetiere hohe Anteile am lebenden Gesamtgewicht der Organismen des Graslandes ein. Den weidenden Großtieren entspricht in etwa das gleiche Gewicht an Regenwürmern im Boden und eine ähnliche Biomasse können auch Nager, wie Mäuse oder Hamster, in den Steppen gemäßigter Klimazonen oder die Großtermiten in den subtropischen und tropischen Grasländern erreichen.

Hieraus ergibt sich eine grundsätzliche 3-Schichten-Nutzung des Graslandes. Sie ist von Natur aus sehr produktiv. Temperierte Grasländer entwickeln »gute Böden«, die sich, wie die Steppen-Schwarzerde, ganz besonders auch für »landwirtschaftliche Nutzgräser« (Getreide) eignen. Verstärkt wird die Nutzung des Graslandes in den Tropen und Subtropen vielfach durch regelmäßiges Abbrennen. Alljährlich gehen dabei global Flächen in der Gesamtgröße Australiens in Flammen auf. Dabei wird mehr Energie frei und ungenutzt als Wärme in die Atmosphäre entlassen als Deutschland insgesamt pro Jahr umsetzt. Zudem »frisst« das Stallvieh in Deutschland und der Europäischen Union in großem Umfang Tropenwälder, insbesondere in Südamerika, weil von dort jene Futtermittel in großen Mengen importiert werden müssen, die von der heimischen Produktion nicht zur Verfügung gestellt werden können. Die 1,5 Milliarden Rinder, die rund je 1 Milliarde Schafe und Schweine verzehren zusammen global mit weiteren Nutztieren ein Mehrfaches der Menschheit von den insgesamt produzierten Nahrungsmitteln. Das von den Wiederkäuern (und den Großtermiten infolge der Beweidung) frei gesetzte Methan bildet das problematischste Treibhausgas überhaupt. Ausweitung und Übernutzung von Grasland für Weidetiere und Futtermittelerzeugung gehören daher zu den größten globalen Problemen der Menschheit.

Ehrentraud BAYER:
Bedeutende und interessante Nutzpflanzen aus der Familie der Gräser

[20 Seiten, 6 Schwarzweißabbildungen, 3 Tabellen, 2 Anhänge]

Die Familie der Gräser (Poaceae; Gramineae) umfasst ein weites Spektrum an Nutzpflanzen. Für den Menschen sind die Grasfrüchte von größter Bedeutung als Grundnahrungsmittel. In nur sehr geringem Maße werden dafür lokal Wildgräser abgeerntet; global erfolgt im Allgemeinen, mit regionalen Schwerpunkten auf verschiedenen Arten, der gezielte Anbau von Getreide. Dazu zählen mehrere Gattungen von Kulturgräsern, die seit Jahrtausenden gezüchtet werden. Getreide liefert über 50 % der Welternährungsenergie, dabei spielen Weizen (Triticum-Arten), Mais (Zea mays L.) und Reis (Oryza sativaL.) eine dominierende Rolle; Gerste, Roggen, Hirsen und Hafer decken etwa 10 % ab.

Getreidegräser bilden nicht nur die Basis der Welternährung, sondern auch die Grundlage der gesamten heutigen Zivilisation: Durch die im Neolithikum einsetzende Domestikation von Nutzgräsern, der Entwicklung der Ackerkultur und der damit verbundenen Sicherung der Ernährungsversorgung konnten dauerhafte Siedlungen und Städte entstehen und sich sowohl in der Alten als auch in der Neuen Welt Hochkulturen entwickeln.

Außer als Grundnahrungsmittel dienen Gräser dem Menschen noch für viele andere Zwecke. Mit den zahlreichen Nutzungsarten verbinden sich unkomplizierte Anbau-, Ernte-, Transport- und Lagermöglichkeiten. Die Summe der vorteilhaften Eigenschaften macht die Poaceae zur wichtigsten Nutzpflanzenfamilie der Erde. Der Vielseitigkeit und Vielzahl an Nutzungsmöglichkeiten steht jedoch eine niedrige Anzahl an genutzten Gattungen gegenüber.

Michael PETERS und Martinus FESQ-MARTIN:
Graspollen als Indikator für die Entwicklung von Kulturlandschaft

[14 Seiten, 11 Schwarzweißabbildungen, 1 Tabelle]

Pollen von domestizierten Süßgräsern wie den Getreidearten ist ein Indikator für bäuerliches Wirtschaften in der Vergangenheit. So bestätigt der Nachweis frühester Getreidepollen den Wandel von einer aneignenden zu einer produzierenden Wirtschaftsform; gleichzeitig kann damit die Entwicklung von der Natur- zur Kulturlandschaft rekonstruiert werden. Im oberbayerischen Alpenvorland gelang die Verknüpfung von archäologischen Funden aus dem Übergangsbereich vom Mittel- zum Jungneolithikum mit den Nachweisen ältester Getreidepollen aus Hochmoor-Bohrkernen. Da die Familie der Poaceae sehr uniform gestaltete und deshalb oftmals nicht weiter unterscheidbare Pollenkörner produziert, muss ihre taxonomische Aussagekraft bei Wildgraspollen eingeschränkt werden. Kulturgraspollen dagegen lässt sich in verschiedene Pollentypen differenzieren.

Michael DIEPOLDER:
Aspekte der Grünlandnutzung in Bayern

[18 Seiten, 9 Schwarzweißabbildungen, 15 Tabellen]

Land- und Forstwirtschaft halten mit 85 % den Hauptanteil an der Gesamtfläche (7,06 Mio. Hektar) Bayerns. Von den rd. 3,3 Mio. Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche sind 1,15 Mio. Hektar Dauergrünland. Dies entspricht – regional sehr stark schwankend – rd. 35 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche bzw. 16 % der gesamten Gebietsfläche Bayerns. Dauergrünland und die damit verbundene Landwirtschaft spielen eine wichtige Rolle im Gewässer- und Bodenschutz sowie im Arten- und Biotopschutz. Die Grünlandnutzung prägt das Bild der bayerischen Kulturlandschaft vor allem im Voralpen-, Alpen- und Mittelgebirgsraum, aber auch in vielen Fluss- und Bachtälern. Sie ist gerade in diesen Regionen eine Grundvoraussetzung für die Attraktivität der Naturräume, für deren Freizeit- bzw. Erholungswert und für die Lebensqualität der dort wohnenden Bevölkerung. Sie hat damit aber auch direkte Auswirkungen auf den Tourismus sowie die mit der Landwirtschaft verbundenen Wirtschaftsbereiche.

Für die Gesellschaft erfüllt Grünland viele Funktionen. Die Bedeutung reicht einerseits über die Futtergrundlage für die landwirtschaftliche Wiederkäuerhaltung hinaus, andererseits ist sie bislang mehr oder weniger direkt an diese gekoppelt. Im Zuge der agrarstrukturellen Umwälzungen hat sich auch die Grünlandbewirtschaftung geändert. Insgesamt ist die Zahl der Rinder haltenden Betriebe und der Milchkühe drastisch gesunken. Die ökonomischen Rahmenbedingungen spiegeln sich auch in kontinuierlich zunehmenden Milchleistungen pro Kuh und ansteigenden Tierzahlen pro Betrieb wider. Die Anforderungen an die Futterqualität und Produktionstechnik im Grünland steigen. Als Folge wird in Zukunft immer weniger Grünland für die Milchviehhaltung benötigt. Dies kann nicht in gleichem Maße durch andere extensivere Nutzungsformen (z.B. Mutterkuh-, Schaf-, Pferde-, Wildhaltung) aufgefangen werden.

Ausgehend von der Notwendigkeit einer differenzierten Grünlandbewirtschaftung mit einem flächendeckenden Netz von überlebensfähigen Milchviehbetrieben müssen in Zukunft zusätzlich alternative oder neue Grünlanderhaltungs- und Landschaftspflegestrategien gefunden werden. Diese müssen gesellschaftlich gewünscht, betriebswirtschaftlich umsetzbar und volkswirtschaftlich tragbar sein. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft bearbeitet in dem Arbeitsschwerpunkt »Grünlandbewirtschaftung«, in dem die Ergebnisse der Arbeitsgruppen verschiedener Institute zusammengeführt werden, Fragen zur gegenwärtigen und zukünftigen Ausrichtung einer nachhaltigen Grünlandbewirtschaftung.

Karl-Friedrich SCHREIBER:
Langjährige Entwicklung brachgefallener Grasländer in Südwestdeutschland bei verschiedenem Management

[24 Seiten, 10 Schwarzweißabbildungen, 5 Tabellen]

Seit 1975 werden in Baden-Württemberg in 14 Versuchsflächen vom Taubergrund bis in den Südschwarzwald unterschiedliche Weidevarianten, verschiedene Mulchtermine, Mähen mit Abräumen und kontrolliertes Brennen als extensive, kostengünstige Maßnahmen hinsichtlich ihres Erfolges zur Offenhaltung ehemaligen Brachlandes und zur Bewahrung von Grünlandgesellschaften im Vergleich zur ungestörten Sukzession überprüft. Hier werden nur die wichtigsten Ergebnisse der »ungestörten Sukzession«, des »Mulchens 2 × jährlich« und des »kontrollierten Brennens jährlich« mit ihren Einflüssen auf die Graslandentwicklung dargestellt. Die Ansiedlung von Bäumen und Sträuchern in den Sukzessionsparzellen verlief sehr unterschiedlich, individuell und unvorhersagbar. Teilweise entstanden geschlossene Waldungen, teilweise sind große Flächen bis heute gehölzfrei geblieben. Das nicht durch Beschattung und Wurzelkonkurrenz gestörte Grasland ist zwar artenärmer geworden und unterliegt meist einer großen Dynamik, die entstandenen Pflanzengemeinschaften müssen aber auch nach 30 Jahren ohne Schnitt-/Verbisseinfluss immer noch den Wirtschaftswiesen i.w.S. zugeordnet werden. Das »Mulchen 2 × jährlich« (zerkleinert liegen lassen, Recycling vor Ort) führt unter süddeutschen Klimabedingungen zu einer raschen Zersetzung der Mulchmasse in 3-4 Wochen ohne Düngungseffekt. Lichtbedürftige Arten und Armutszeiger werden in den schnell offen, lichter, obergras- und ertragsärmer gewordenen Beständen gefördert. Über die Zeit sind bunt blühende Wiesen entstanden, die diese Maßnahme als Ersatz für die frühere extensive Zweischnittnutzung geeignet erscheinen lassen. Das »kontrollierte Brennen jährlich« findet unter ganz bestimmten Rahmenbedingungen im Winterhalbjahr mit der Zielsetzung eines »kalten« Mitwindfeuers und dem nur unvollständigen Abbrennen der Streu statt. Nach einer raschen Ausbreitung von sog. Pyrophyten zeigen auch Gräser und Kräuter anderer Lebens- und Wuchsformen Anpassungserscheinungen und nehmen in ihrem Deckungsgrad zu. Es entstanden vielfach kräuterreiche blühende Wiesen. Gehölze konnten sich i.d.R. nicht ausbreiten; aber dem starken Druck in gehölzwüchsigen Landschaften (Schlehen im Taubergebiet) ist auch das kontrollierte Brennen jährlich nicht gewachsen, hier hilft nur der Mulchschnitt mindestens 1 × jährlich.

Martin ELSÄSSER:
Alternativen der Nutzung von Grasaufwüchsen als Biomasse zur Energieerzeugung und ihre Problematik

[11 Seiten, 3 Schwarzweißabbildungen, 7 Tabellen]

Mit abnehmender Zahl an Raufutter (Heu, Stroh u.Ä.) fressendem Vieh in der Landwirtschaft und gestiegenen Anforderungen der Milchkühe an die Futterqualität ist Mähgut aus der Landschaftspflege, aber auch von gut nutzbarem Grünland immer weniger über das Tier verwertbar. Extensive Weidehaltung wäre eine Möglichkeit zur Verwertung des Materials, wobei dann großflächig Strukturen für die Weidehaltung geschaffen werden müssen. Das erweist sich in dicht besiedelten Landschaftsräumen nicht immer als einfach. Weitere Alternativen zur Verwendung des Mähgutes sind generell vorhanden, aber sie sind teilweise noch nicht hinreichend gut entwickelt und ihr Einsatz hängt von einigen standörtlichen Bedingungen ab, die im Einzelnen nicht so leicht zu lösen sind. In getrocknetem Zustand könnte Halmgut in Form von Pellets oder in Ballen gepresst verbrannt werden. Ebenso ist die Nutzung des Materials zur Kofermentation in Biogasanlagen denkbar. Sogar Multikomponentennutzungen in Graskraftraffinerien (Faser, Biogas, Proteinsynthese) werden durchgeführt. Allerdings ist die Umsetzung im großtechnischen Maßstab nicht einfach, denn für jede Nutzungsalternative werden unterschiedliche Voraussetzungen an den Ausgangszustand des Materials gestellt. Im Beitrag werden die je nach Verwendungszweck sehr unterschiedlichen Anforderungen an die Biomasse vom Grünland erläutert.

Die Familie der Gräser (Poaceae = Gramineae, Süßgräser) ist nicht nur weltweit verbreitet, sondern mit 700 Gattungen und bis zu 10 000 Arten auch eine der umfangreichsten Familien der Blütenpflanzen. Gräser sind wichtige und größtenteils sogar vorherrschende Bestandteile von vielen Pflanzengesellschaften und prägen als Grasländer in Gestalt von Wiesen, Weiden, Steppen, Prärien oder Savannen in großen Teilen der Kontinente das Bild der natürlichen Landschaft. Darüber hinaus sind Gräser in Form von Getreide für die Menschheit zum dominierenden Element der Kulturlandschaft geworden (»Getreideland«) und stellen heute die Grundlage für die Ernährung der Weltbevölkerung dar. Alle unsere heute in großen Mengen produzierten Getreide zählen zur Familie der Süßgräser: Weizen, Roggen, Gerste, Hafer ebenso wie Hirse, Mais und Reis. Die Gramineen sind aber auch als Primärproduzenten für die Ernährung großer Tiergruppen und – indirekt über die Weidewirtschaft – des Menschen von elementarer Bedeutung. Die vielfältige Bedeutung sowie die Besonderheiten im Wachstum der Gräser, die diese Bedeutung erst ermöglichen, werden im ersten Teil des Buches vorgestellt.

Der zweite Teil widmet sich dem aktuellen Problem des Rückgangs der traditionellen Grünlandnutzung durch Wiederkäuer in Deutschland und speziell in Bayern (in der Landwirtschaft wird anstelle von Grasland von »Grünland« gesprochen). Der Futterbedarf der Tiere wird heute großenteils durch Ackerfutterbau (v.a. Mais) und importiertes Kraftfutter gedeckt, weil die Wiesen und Weiden den ständig gewachsenen Anforderungen an die Futterqualität und Produktionstechnik immer weniger genügen. Die Milchviehhaltung, die einst völlig vom Grünland abhing, wird dieses in Zukunft nur noch in geringem Umfang benötigen. Andere extensivere Nutzungsformen (z.B. Mutterkuh-, Schaf-, Pferde-, Wildhaltung) oder Alternativen zur Verwendung des Mähgutes (z.B. Energie-, Treibstoffgewinnung) können diesen Prozess bisher nicht ausgleichen. Seitens des Naturschutzes wird die Erhaltung extensiv genutzten Grünlandes wegen seines hohen Artenreichtums betrieben, aber auch dies bedarf der arbeitsintensiven Pflege. Auch ist eine Landschaftsveränderung durch Verbuschen und Verstrauchen brachliegender Flächen besonders in touristisch attraktiven Gebieten nicht erwünscht.

Die Thematik »Gräser und Grasland: Biologie – Nutzung – Entwicklung« war Gegenstand einer Fachtagung in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften am 10. Oktober 2005. Der nun vorliegende Berichtband enthält die Vorträge und Diskussionen dieser Tagung, ergänzt durch eine Zusammenfassung. Er richtet sich gleichermaßen an Fachleute wie an am Umweltgeschehen interessierte Laien.

Ehrentraud Bayer, Wolfgang Haber, Hubert Ziegler

* Bayer, Ehrentraud, Priv.-Doz. Dr., Botanischer Garten München-Nymphenburg, München.

Deigele, Claudia, Dr., Redaktion, Bayerische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Ökologie, München.

* Diepolder, Michael, Dr., Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Agrarökologie, Ökologischen Landbau und Bodenschutz, Freising.

* Elsäßer, Martin, Priv.-Doz. Dr., Bildungs- und Wissenszentrum für Viehhaltung, Grünlandwirtschaft, Wild und Fischerei, Aulendorf.

Gietl, Christine, Priv.-Doz. Dr., TU München, Lehrstuhl für Botanik, Biologikum, Freising.

* Haber, Wolfgang, em. Prof. Dr., TU München, Lehrstuhl für Landschaftsökologie, Freising.

Hartmann, Stephan, Dr., Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, Freising.

Herm, Dietrich, em. Prof. Dr., Pullach.

Hoppe, Brigitte, Prof. Dr., Geschichte der Naturwissenschaften, c/o Universität München, München.

Knorr, Dietrich, Prof. Dr., Gilching.

Lex, Andreas, Dr., c/o Staatliche Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Landshut.

Matern, Mine, Prof. Dr. Dr., Öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Lebensmittel, München.

Miller, Josef, Ltd. Landwirtschaftsdirektor i.R., München.

* Nöth, Heinrich, em. Prof. Dr., Bayerische Akademie der Wissenschaften, München.

* Peters, Michael, Dr., Universität München, Institut für Vor- und Frühgeschichte und Provinzialrömische Archäologie, München.

Poschlod, Peter, Prof. Dr., Universität Regensburg, Lehrstuhl für Botanik, Regensburg.

Prestele, Jakob, TU München, Lehrstuhl für Botanik, Biologikum, Freising.

* Reichholf, Josef H., Prof. Dr., Zoologische Staatssammlung München, Wirbeltierabteilung, München.

Sauer, Hans Dieter, Wissenschaftsjournalist, Gauting.

Schmederer, Josef, ORR Dipl.-Ing., Bayerisches Landesamt für Umwelt, Ref. 92: Grundwasserschutz, München

* Schnyder, Hans, Prof. Dr., TU München, Lehrstuhl für Grünlandlehre, Freising.

* Schreiber, Karl-Friedrich, em. Prof. Dr., Universität Münster, Institut für Landschaftsökologie, Münster.

Stetter, Karl Otto, em. Prof. Dr., München.

Stöcklein, Bernd, Prof. Dr., Fachhochschule Weihenstephan, Fachbereich Landschaftsarchitektur, Freising.

Tanner, Widmar, Prof. Dr., Universität Regensburg, Lehrstuhl für Zellbiologie und Pflanzenphysiologie, Regensburg

Weiger, Hubert, Prof. Dr., Bund Naturschutz in Bayern e.V., Landesfachgeschäftsstelle, Nürnberg.

* Ziegler, Hubert, em. Prof. Dr., Bayerische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Ökologie, München.

Ziegler, Wolfram, Dr., Grünwald.

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