Bioaerosole und ihre Bedeutung für die Gesundheit
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Bayerische Akademie der Wissenschaften (Herausgeber):
Rundgespräch am 27. Oktober 2009 in München
2010. [Deutsch] – 142 Seiten, 67 Schwarzweißabbildungen, 22 Tabellen.
24 x 17 cm. Paperback
ISBN 978-3-89937-111-6
Verzeichnis der Vortragenden und der Diskussionsteilnehmer am Rundgespräch 5
Vorwort 7
Begrüßung durch Herrn Prof. Dr. Dietmar WILLOWEIT, Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 9
Begrüßung durch Herrn Prof. Dr. Karl STETTER, Vorsitzender der Kommission für Ökologie 11
Dennis NOWAK: Einführung in das Rundgespräch 13
Diskussion 20
Teil I. Exposition
Hans Peter SCHMID, Renate FORKEL, Richard KNOCHE und Peter SUPPAN: Klimawandel und Luftqualität 23
Diskussion 30
Ruprecht JAENICKE: Bioaerosole in der Atmosphäre 31
Diskussion 41
Karl-Christian BERGMANN und Siegfried JÄGER: Pollenflug über Europa – Indikator des Klimawandels? 43
Diskussion 54
Teil II. Effekte auf die Atemwege
Wolfgang KREYLING: Inhalationsbiologie: Experimentelle Modelle zur Dosimetrie inhalierter Nanopartikelaerosole 55
Diskussion 63
Dennis NOWAK: Bioaerosolwirkungen am Arbeitsplatz in der Landwirtschaft 65
Katja RADON: Bioaerosolwirkungen in der Umwelt 77
Diskussion der beiden Vorträge 85
Marianne GEISER: Städtische (Bio-)Aerosole und Atemwegserkrankungen 87
Diskussion 95
Teil III. Effekte auf Allergieentstehung und -entwicklung
Jeroen BUTERS und Heidrun BEHRENDT: Kombinationswirkung: Pollen und Schadstoffe 97
Diskussion 105
Erika von MUTIUS: Epidemiologische Daten zur Wirksamkeit von Bioaerosolen 107
Diskussion 116
Harald RENZ und Petra Ina PFEFFERLE: Immunmodulierung und Immunprogrammierung mit inhalativen Bakterien: tierexperimentelle Evidenz 119
Diskussion 127
Caroline HERR, Irene TESSERAUX und Thomas EIKMANN: Zum Konzept der umweltmedizinischen Bewertung: Die VDI-Richtlinie 4250 im Entwurf 129
Abschlussdiskussion 135
Claudia DEIGELE: Zusammenfassung des Rundgesprächs 137
Schlagwortverzeichnis 139
Hans Peter SCHMID, Renate FORKEL, Richard KNOCHE und Peter SUPPAN:
Klimawandel und Luftqualität
[8 Seiten, 5 Abbildungen]
Anhand regionaler Klimamodelle lassen sich globale Veränderungen auf regionale Bereiche übertragen und so für bestimmte Szenarien des globalen Wandels kleinräumige Verfeinerungen erstellen. Für den süddeutschen Raum werden die auf diese Weise für 2031–2039 zu erwartenden Veränderungen von Temperatur, Wassergehalt in der Atmosphäre, am Boden eintreffender Solar- und UV-Strahlung sowie Isopren- und NOx-Gehalt und Ozon in der Atmosphäre dargestellt.
Isopren, die wichtigste biogene Vorläufersubstanz von troposphärischem Ozon, wird von Pflanzen und besonders über Waldbeständen unter erhöhter Temperatur und hoher solarer Einstrahlung in großen Mengen emittiert. Es trägt zur verstärkten Ozonbildung und zur Bildung sekundärer Aerosole bei. Es gibt jedoch Hinweise, dass seine Bildung unter erhöhter Aerosolkonzentration in der Atmosphäre (Global dimming) eingeschränkt werden könnte.
Ruprecht JAENICKE:
Bioaerosole in der Atmosphäre
[10 Seiten, 6 Abbildungen, 3 Tabellen]
Das biologische atmosphärische Aerosol ist unter den Spurenstoffen der Atmosphäre eine Komponente mit erheblicher Bedeutung. Untersuchungen deuten an, dass davon nicht nur Wirkungen bezüglich der Gesundheit des Menschen ausgehen, sondern auch Wirkungen auf das Wettergeschehen und das Klima. Obwohl bereits die ersten Aussagen zum atmosphärischen Aerosol auf das Vorkommen und die besondere Rolle des biologischen Aerosols hinwiesen, ist dieses bislang nur marginal untersucht und findet keinen Eingang in irgendwelche klimatischen Überlegungen oder Modellrechnungen.
Karl-Christian BERGMANN und Siegfried JÄGER:
Pollenflug über Europa – Indikator des Klimawandels?
[11 Seiten, 8 Abbildungen, 1 Tabellen]
Die Pollenallergie besteht bei nahezu einem Fünftel der deutschen und europäischen Bevölkerung.
Der Übersichtsbeitrag beschreibt Verbindungen, die auf einen Zusammenhang zwischen der globalen Klimaveränderung und lokalen bzw. regionalen Pollenproduktionen verweisen. Ein wärmeres Klima wird zu einer Verlängerung der Pollensaison und zu mehr Tage mit hohen Pollenkonzentrationen führen. Darüber hinaus begünstigt ein wärmeres Klima das Eindringen neuer Pflanzen mit bekannter Allergenität ihrer Pollen, wie der Ambrosia, die früher nicht oder nur begrenzt zu Allergien führte. Der Ferntransport von Pollen, wie von Ambrosia oder Birke, ist ein weiteres Phänomen in Verbindung mit der Klimaveränderung. Das Ausmaß der Veränderungen (im Pollenflug) wird regional unterschiedlich sein, abhängig von Faktoren wie beispielsweise Breiten- und Höhengrad, Regen und Stürme – aber auch von anderen Faktoren wie der zunehmenden Urbanisierung.
Wolfgang G. KREYLING:
Inhalationsbiologie: Experimentelle Modelle zur Dosimetrie inhalierter Nanopartikelaerosole
[8 Seiten, 6 Abbildungen]
Inhalierte Aerosole werden je nach ihrer Größe, dem Material und ihrer Oberflächeneigenschaften im Atemtrakt abgelagert. Nanopartikel (1–100 nm = 0,001–0,1 µm) werden dabei vor allem in den Bronchiolen und Alveolen (Lungenbläschen) deponiert und können von dort weiter in das Blut, in sekundäre Organe, das Skelett und weiches Gewebe wie Muskel, Fett und Haut gelangen. Mit Hilfe speziell angepasster Inhalationssysteme in Nagermodellen lässt sich experimentell die Deposition und Translokation von Nanopartikeln verfolgen. So findet man z. B. radioaktiv markierte, 20 nm große Iridiumpartikel 24 Stunden nach Inhalation in sekundären Organen, dem Skelett und weichen Geweben in größerer Menge als gleichgroße Elementar-Kohlenstoff- oder Titandioxidpartikel. Biopersistente Partikel können dabei im Körper nicht nur in dem Aufnahmeorgan, sondern auch in den sekundären Organen lange verbleiben.
Kohlenstoffnanopartikel, wie sie zum Beispiel in Form von Rußpartikeln aus Verbrennungsmotoren auftreten, führen in einem Bluthochdruckmodell der Ratte nach der Inhalation mit Verzögerung zu Veränderungen in der Herzfrequenz und im diastolischen Blutdruck. Auch sind entzündliche Vorgänge in den Gefäßwänden und thrombogene Veränderungen zu beobachten.
Dennis NOWAK:
Bioaerosolwirkungen am Arbeitsplatz in der Landwirtschaft
[11 Seiten, 6 Abbildungen, 8 Tabellen]
In kaum einem anderen Tätigkeitsbereich ist das Spektrum inhalativer Expositionen so groß und unübersichtlich wie in der Landwirtschaft. Entsprechend groß ist auch das Spektrum der davon verursachten Erkrankungen, wie exogen-allergische Alveolitis (EAA), Organic dust toxic syndrome (ODTS), Asthma und akute/subakute und chronische Bronchitis. Das Risiko für das Auftreten von arbeitsplatzbezogenen Atembeschwerden ist gemäß einer europäischen Bauernstudie mit 20–30 % hoch und steigt mit zunehmender Zahl an Jahren und Stunden am Tag am Arbeitsplatz. Eine Vielzahl von Studien belegt die adversen (d. h. ungünstigen) Effekte einer Endotoxinexposition auf relevante Atemwegsparameter; dennoch konnte bis jetzt für Endotoxine kein Schwellenwert (no effect level) definiert werden. Andererseits senkt eine Endotoxinbelastung das Risiko, an Heuschnupfen zu erkranken.
Neben der menschlichen Gesundheit ist auch die Tiergesundheit zu beachten. Dies erfordert einen umfassenden Ansatz, der neben den Belastungseffekten durch Bioaerosole sowohl Aspekte der Wirtschaftlichkeit und der Produktqualität als auch Aspekte einer artgerechte Tierhaltung und letztlich auch Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung enthält.
Katja RADON:
Bioaerosolwirkungen in der Umwelt
[7 Seiten, 5 Abbildungen, 2 Tabellen]
Betriebe der Veredelungswirtschaft können bei den umliegenden Anwohnern nicht nur zu einer Geruchsbelästigung, sondern auch zu einer erhöhten Exposition an Endotoxinen, Bakterien und Viren führen. In der Niedersächsischen Lungenstudie NiLS wurde der Frage nachgegangen, ob es einen Zusammenhang zwischen Geruchsbelästigung bzw. Endotoxinbelastung einerseits und dem Auftreten von Atemwegssymptomen und veränderter Lungenfunktionsparameter andererseits gibt. Die Ergebnisse weisen auf eine mögliche Einschränkung der Lungenfunktion bei Anwohnern mit mehr als 12 Ställen im Umkreis von 500 Metern Entfernung vom Wohnhaus hin. Derzeit werden die Studienteilnehmer erneut befragt, um die Frage zu klären, inwieweit MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) aus Tierställen über die Umwelt auch umliegende Anwohner infizieren kann.
Marianne GEISER:
Städtische (Bio-)Aerosole und Atemwegserkrankungen
[8 Seiten, 6 Abbildungen]
Inhalierte Partikel von 1–10 µm Größe werden bei ihrer Ablagerung in der Lunge ungeachtet ihrer Form, Oberflächenstruktur und -chemie vom Surfactantfilm an der Luft-Flüssigkeits-Grenze benetzt und in die Flüssigkeitsphase verschoben. Dies führt einerseits dazu, dass die Partikel mittels Mukoziliärtransport oder Makrophagen (Fresszellen) effizient aus der Lunge entfernt werden können. Andererseits können diese Partikel mit dem Flüssigkeitsfilm, den Lungenzellen und auch mit anderen Partikeln in Wechselwirkung treten. So verstärken beispielsweise Dieselpartikel Allergene in ihrer Wirkung.
Ultrafeine Partikel oder Nanopartikel (< 0,1 µm) gelangen bis in die Bronchiolen und Lungenbläschen, wo weniger als 2 µm Gewebe die Atemluft vom Blut trennt. Nanopartikel lagern sich verstärkt in diesem Bereich ab und haben das Potenzial, in Zellen einzudringen oder ins Blut überzutreten. Zudem konnte gezeigt werden, dass Makrophagen Nanopartikel nicht so effizient aufnehmen, wie dies bei größeren Partikeln der Fall ist.
Jeroen BUTERS und Heidrun BEHRENDT:
Kombinationswirkungen: Pollen und Schadstoffe
[9 Seiten, 10 Abbildungen]
Anthropogene Partikel und Schadstoffe beeinflussen die direkte Reaktion des Immunsystems auf Bioaersolpartikel. So stimulieren z. B. Partikel aus der Außenluft die Reaktion des Immunsystems auf natürliche Allergene, wobei polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) offenbar besonders wirksam sind. Daneben sind die Allergenfreisetzung aus Pollenkörnern und damit die Schwankung in der Allergenexposition klimatisch mitbestimmt. Klimaveränderungen und anthropogene Luftbelastungen können diese natürlichen Schwankungen beeinflussen.
Da das allergene Potenzial von Pollenkörnern je nach deren Reifungsgrad Veränderungen unterliegt, stimmen Pollenmenge und tatsächlich vorhandene Allergenexposition nicht immer überein. Hinzu kommt, dass Pollenkörner beim Auftreffen auf Schleimhäute zunächst Botenstoffe (Pollen Associated Lipid Mediators, PALM) entlassen, die das Immunsystem aktivieren. Gleichzeitig kommt es zur Freisetzung der Allergene, die auf diese Weise auf ein aktiviertes Immunsystem treffen. Es konnte gezeigt werden, dass die Freisetzung sowohl der Botenstoffe als auch der Allergene bei Pollenkörnern, die aus Gebieten mit hoher Luftverschmutzung stammen, verstärkt stattfindet. Dies könnte erklären, warum in der Stadt allergische Erkrankungen häufiger auftreten als auf dem Land.
Erika von MUTIUS:
Epidemiologische Daten zur Wirksamkeit von Bioaerosolen
[9 Seiten, 8 Abbildungen, 1 Tabellen]
In mehreren europäischen Studien konnte gezeigt werden, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufwuchsen, gegenüber Kindern aus demselben Dorf, die nicht auf einem Bauernhof aufwuchsen, weniger häufig Heuschnupfen, Asthma und einen positiven Allergietest (atopische Sensibilisierung) hatten. Dieser Schutz scheint bis in das Erwachsenenalter anzuhalten. Als wesentliche Schutzfaktoren gegen Asthma bronchiale, Allergien und atopische Sensibilisierung stellten sich der Stallaufenthalt im frühen Kindesalter, der Verzehr von unbehandelter Kuhmilch und (insbesondere für atopische Sensibilisierung) der Aufenthalt der Mutter im Stall während der Schwangerschaft heraus.
Um weiter der Frage nachzugehen, was sich hinter diesen Schutzfaktoren verbirgt, wurden Messungen im Matratzenstaub der Kinder durchgeführt. Dabei ergab sich, dass Kinder mit allergischen Erkrankungen weniger Endotoxin (Indikator für gramnegative Bakterien) ausgesetzt waren als gesunde Kinder. DNA-Sequenzvergleiche der verschiedenen in den Matratzenstäuben enthaltenen Mikroorganismen weisen darauf hin, dass es sich bei den wirksamen Schutzfaktoren gegen Asthma und atopische Sensibilisierung um ganz bestimmte Bakterien handelt, von denen zwei inzwischen identifiziert werden konnten.
Harald RENZ und Petra Ina PFEFFERLE:
Immunmodulierung und Immunprogrammierung mit inhalativen Bakterien: tierexperimentelle Evidenz
[8 Seiten, 3 Abbildungen]
Chronisch-entzündliche sowie Autoimmunerkrankungen haben in den letzten fünf Jahrzenten in den Industrieländern dramatisch zugenommen, hingegen ist die Zahl der Neuerkrankungen bei vielen schweren Infektionserkrankungen in diesem Teil der Welt stark rückläufig. Die Ursache für die entgegengesetzten Trends von nicht-übertragbaren und übertragbaren Erkrankungen ist vermutlich in den veränderten gesellschaftlichen und individuellen Umwelten und Lebensstilen zu suchen, die durch eine deutlich verminderte Konfrontation nicht nur mit pathogenen, sondern auch natürlichen, harmlosen mikrobiellen Reizen gekennzeichnet sind. Diese Stimuli sind neben genetischen Prädispositionen von zentraler Bedeutung für die Entwicklung von Toleranzmechanismen, die das Immunsystem befähigen, zwischen pathogenen, nicht pathogenen und sogar nützlichen Mikroorganismen zu unterscheiden. Fehlen diese Stimuli, so kann es zu Entgleisungen des Immunsystems durch falsche Weichenstellungen kommen, die sich z. B. in Allergien oder Autoimmunerkrankungen manifestieren.
Epidemiologische Untersuchungen in traditionellen, bäuerlichen Lebensumwelten weisen darauf hin, dass die Toleranzprogrammierung in einem begrenzten Zeitfenster stattfindet, das die späte pränatale Entwicklungsphase sowie die ersten beiden Lebensjahre umfasst. Die Übertragung dieser Ergebnisse auf ein experimentelles Modell in der Maus konnte nicht nur die Hypothese der pränatalen Programmierung bestätigen, sondern darüber hinaus auch erste Hinweise zum Mechanismus dieser entscheidenden Weichenstellung in der Reifung des Immunsystems erbringen. Für die pränatale Programmierung sind neben den mikrobiellen Stimuli aus der Umwelt auch die intakten Komponenten der angeborenen Immunabwehr der Mutter von fundamentaler Bedeutung. Erst das Zusammenspiel zwischen einer Umwelt mit einer qualitativ wie auch quantitativ vielfältigen Mikroflora und den unspezifischen, aber sehr wirksamen Mechanismen der angeborenen Immunität vermag die adaptive Immunantwort, die eine spezifische Immunreaktion ermöglicht, richtig zu steuern. Dieses funktionell bedeutsame Regelsystem der Mutter, an dem die Toll-like-Rezeptoren, Sensoren für mikrobielle Komponenten auf den Zelloberflächen, eine Signalfunktion übernehmen, entscheidet maßgeblich über eine erfolgreiche Toleranzentwicklung beim Nachkommen.
Caroline HERR, Irene TESSERAUX und Thomas EIKMANN
Zum Konzept der umweltmedizinischen Bewertung: Die VDI-Richtlinie 4250 im Entwurf
[6 Seiten, 4 Tabellen]
Emissionen aus Kompostierungsanlagen können biologische Partikel (Bakterien, Aktinomyceten, Pilze) enthalten, die Lungenschäden und Allergien bewirken können. Eine epidemiologische Querschnittsstudie bei Anwohnern im Umfeld einer Großkompostierungsanlage in Nordhessen ergab für verschiedene Atemwegsbeschwerden einen statistisch signifikanten Anstieg mit der Nähe der Anlage zum Wohnhaus. Es zeigte sich, dass die Geruchsbelästigung kein geeigneter Marker für Atemwegsbeschwerden ist, sondern vielmehr die mikrobielle Belastung im Umfeld der Anlage eine Rolle spielt. Die VDI-Richtlinie 4251 Blatt 1 (2007) soll zum Beispiel durch die Vorgabe obligat oder fakultativ zu messender Parameter beitragen, die Ergebnisse von Studien, die nach dieser Richtlinie durchgeführt werden, vergleichbar zu machen. Mit der VDI-Richtlinie 4250 kann es künftig gelingen, mikrobielle Immissionen zu bewerten.
Den Hauptanteil eines Aerosols, des Gemisches aus festen und/oder flüssigen Schwebeteilchen und einem Gas, stellen nicht die anthropogen erzeugten Teilchen, sondern solche natürlichen Ursprungs, allen voran Meersalz, Bodenstaub und biologische Partikel. Letzteres, das so genannte Bioaerosol, umfasst eine Vielzahl von Substanzen in einem Größenbereich von einem Nanometer bis mehreren Mikrometern. Neben Viren, Bakterien, Sporen und Pollen enthält es eine Unzahl von fein zerriebenen Partikeln mikrobiellen, pflanzlichen und tierischen Ursprungs.
Der vorliegende Berichtband soll die Bedeutung der verschiedenen Bioaerosole für den Menschen und seine Umwelt aufzeigen. Die ersten drei Kapitel befassen sich mit der Exposition: Wie hängen Klimawandel und Luftqualität zusammen? Wie hoch ist der Anteil von Bioaerosolen in der Atmosphäre und wie werden diese erfasst? Gibt es Veränderungen im Pollenflug in den letzten Jahrzehnten? Es folgen Beiträge, in denen die Effekte inhalierter Partikel im menschlichen Körper beschrieben werden, zum Beispiel die Aufnahme von Nanopartikeln im Respirationstrakt und ihre Translokation in sekundäre Organe, sowie die gesundheitlichen Wirkungen landwirtschaftlicher Bioaerosole sowohl direkt am Arbeitsplatz als auch in der Umgebung. Im dritten Teil des Bandes werden Entstehung und Entwicklung von Allergien untersucht: Wie ändert sich das allergene Potenzial von Pollenkörnern in Kombination mit Umweltschadstoffen? Gibt es Faktoren, die vor Allergien schützen? Wie weit sind wir noch von einer Allergie-Impfung mit biologischen Agenzien aus Bioaerosolen entfernt? Der Berichtband schließt mit der Vorstellung der Richtlinie 4250 des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) als Konzept der umweltmedizinischen Bewertung von Bioaerosolen.
Diese komplizierte und durchaus widersprüchliche Datenlage – das heißt die protektive Wirkung von Bioaerosolen auf den Menschen (Allergien werden verhindert) gegen die adverse (Atemwegserkrankungen werden verursacht) – wird von Fachleuten der Immunologie, Toxikologie, Epidemiologie, Allergologie und anderer Fächer der klinischen Medizin aufgearbeitet. Es wird versucht, die Widersprüche in der Datenlage aufzulösen, und Forschungslücken werden aufgezeigt.
Der Band enthält die überarbeiteten Vorträge und Diskussionen einer gleichnamigen Fachtagung der Kommission für Ökologie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, ergänzt mit einer Zusammenfassung und einem Schlagwortverzeichnis. Unser Dank gilt allen, die zum Entstehen des Bandes beigetragen haben, allen voran den Referenten und Diskussionsteilnehmern des Rundgesprächs.
Erika von MUTIUS, Dennis NOWAK, Karl O. STETTER
*Bergmann, Karl-Christian, Prof. Dr. med., Allergie-Centrum-Charité, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Charité – Unversitätsmedizin Berlin, Berlin
Bresinsky, Andreas, Prof. em. Dr., Universität Regensburg, Institut für Botanik; Sinzing
*Buters, Jeroen, Prof. Dr., Klinische Kooperationsgruppe Umweltdermatologie und Allergologie, Zentrum Allergie und Umwelt (ZAUM), Technische Universität München, München
Eikmann, Thomas, Prof. Dr. med., Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen
Fischbeck, Gerhard, Prof. em. Dr., Lehrstuhl für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, TU München, Wissenschaftszentrum Weihenstephan; Zolling-Palzing
*Geiser, Marianne, Prof. Dr. phil. nat., Institut für Anatomie, Universität Bern, Bern
Hänsel, Martin, Bund Naturschutz in Bayern e.V., Kreisgruppe München, München
Herberth, Gunda, Dr., Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ, Department Umweltimmunologie, Leipzig
*Herr, Caroline, Prof. Dr. med., Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
*Jaenicke, Ruprecht, Prof. Dr., Institut für Physik der Atmosphäre, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Mainz
Kandler, Gertraud, Dr., München
Knorr, Dietrich, Prof. em. Dr. med., Dr. von Haunersche Kinderklinik, Klinikum der Universität München; Gilching
Köpke, Peter, Dr., Meteorologisches Institut, Ludwig-Maximilians-Universität München, München
*Kreyling, Wolfgang G., Dr., Institut für Lungenbiologie und Erkrankungen, Helmholtz Zentrum München, Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Neuherberg
Maiwald, Hubert, Dr., Landeshauptstadt München, Referat für Gesundheit und Umwelt, München
Matern, Mine, Prof. Dr., von der IHK München und Oberbayern öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Lebensmittel, München
*von Mutius, Erika, Prof. Dr. med., Dr. von Haunersche Kinderklinik, Klinikum der Universität München, München
*Nowak, Dennis, Prof. Dr. med., Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München, München
*Radon, Katja, Prof. Dr. rer. biol. hum., Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München, München
*Renz, Harald, Prof. Dr. med., Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik, Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Medizin, Marburg
*Schmid, Hans Peter, Prof. Dr., Institut für Meteorologie und Klimaforschung (IMK-IFU), Karlsruher Institut für Technologie, Garmisch-Partenkirchen
Stetter, Karl, Prof. em. Dr., Bayerische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Ökologie, München
Tesseraux, Irene, Dr., Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, Karlsruhe
Willoweit, Dietmar, Prof. em. Dr. jur., Bayerische Akademie der Wissenschaften, Präsidium, München
Ziegler, Irmgard, Dr., München
Ziegler, Rolf, Prof. em. Dr. rer. pol., Institut für Soziologie, Ludwig-Maximilians-Universität München; Feldafing
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