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Bayerische Akademie der Wissenschaften (Herausgeber)

Allergie, eine Zivilisationskrankheit?

Rundgespräch am 10. April 2000 in München

Rundgespräche Forum Ökologie
Band: 21

2001. [Deutsch] – 120 Seiten, 22 SW-Abbildungen, 23 Tabellen.
24 x 17 cm, Paperback.

Reihe: Rundgespräche der Kommission für Ökologie

ISBN: 978-393151-686-4
ISSN: 0938-5851
Artikelnummer: 9783931516864 Kategorie: Ökologie Schlagwort: Rundgespräche Forum Ökologie

15,00 €

zzgl. Versandkosten / Versandkostenfrei in D

  • Beschreibung
  • Inhalt
  • Zusammenfassung
  • Vorwort
  • Teilnehmer
  • Kundenmeinungen
  • Rezensionsexemplar

Schon seit Jahren ist in den westlichen Ländern ein beunruhigender Anstieg allergischer Erkrankungen zu beobachten. In Deutschland sollen nahezu ein Drittel aller Schulkinder betroffen sein. Darüber gibt es viele Hypothesen oder Erklärungsversuche, wobei gerade in der letzten Zeit Gesichtspunkte des Lebensstils verstärkt von Fachleuten diskutiert werden. In diese Richtung weisen z.B. Vergleiche von Kindern in Leipzig und München, die unmittelbar nach Öffnung der innerdeutschen Grenze begonnen wurden, oder Vergleiche von Kindern aus ländlicher Umgebung, die, im selben Dorf lebend, auf einem Bauernhof bzw. ohne Berührung mit der Landwirtschaft aufwachsen. Es scheint sich abzuzeichnen, dass der frühkindlichen Stimulierung des Immunsystems eine wichtige Rolle im späteren Allergiegeschehen zukommt.

Die Hintergründe und Fragestellungen dieser spannenden Thematik beleuchtet das vorliegende Buch mit dem bewusst provokant gewählten Titel »Allergie, eine Zivilisationskrankheit?«. Von führenden Wissenschaftlern vorgestellt und diskutiert werden in dem Buch die Rolle der von außen auf uns einwirkenden möglichen Allergieauslöser, wie etwa Nahrungsmittel, Pollen, Milben oder Luftschadstoffe, die Bedeutung von Lebensstilfaktoren, wie etwa Familiengröße oder der Kontakt zu Stalltieren, als auch der mögliche Einfluss psychologischer Faktoren auf das Allergiegeschehen. Der besondere Reiz dieses Buches liegt daher im vielfältigen Gespräch von Vertretern z.B. der Immunologie, der Epidemiologie, der klinischen Disziplinen, der Arbeitsmedizin und der Psychologie.

Organisation: Prof. Dr. Dr. h.c. Klaus BETKE, Priv.-Doz. Dr. Erika von MUTIUS

Referenten: Klaus BETKE, Charlotte BRAUN-FAHRLÄNDER, Joachim HEINRICH, Joachim KÜHR, Erika von MUTIUS, Dennis NOWAK, Harald RENZ, Rainer RICHTER, Johannes RING, Ulrich WAHN, Hubert ZIEGLER

Verzeichnis der Vortragenden und der Diskussionsteilnehmer am Rundgespräch 7
Vorwort 9
Begrüßung durch den Präsidenten der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heinrich NÖTH 11
Klaus BETKE: Einführung in das Rundgespräch 13
Ulrich WAHN: Genetische Grundlage und natürlicher Verlauf allergischer Erkrankungen 15
Diskussion 21
Harald RENZ: Was macht das Allergen zum Allergen? 23
Diskussion 31
Rainer RICHTER: Psychologische Faktoren 33
Diskussion 38
Hubert ZIEGLER: Pollen und Pollenflugkalender 39
Joachim KÜHR: Bedeutung der Allergenexposition für die Entstehung allergischer Erkrankungen 53
Diskussion 58
Charlotte BRAUN-FAHRLÄNDER: Bedeutung von Luftschadstoffen für die Entstehung von allergischen Erkrankungen 61
Diskussion 71
Joachim HEINRICH: Bedeutung von Lebensstilfaktoren: Sozialstatus, Familiengröße, Infektionen 73
Diskussion 81
Erika von MUTIUS: Bäuerliche Lebensbedingungen 83
Diskussion 90
Johannes RING und Heidrun BEHRENDT: Risikofaktoren für allergische Hauterkrankungen 93
Diskussion 99
Dennis NOWAK: Allergie am Arbeitsplatz 101
Diskussion 111
Johannes RING: Zusammenfassung 113
Schlussdiskussion 115

Ulrich WAHN:

Genetische Grundlage und natürlicher Verlauf allergischer Erkrankungen

[S. 15-21]

Die Entstehung atopischer Erkrankungen wird in besonderer Weise durch die genetische Bereitschaft zur Atopie mitgeprägt. Dabei scheint der elterliche Phänotyp den kindlichen Phänotyp Ekzem, Asthma, etc. wesentlich mitzubestimmen. Das Verständnis der molekulargenetischen Grundlagen atopischer Erkrankungen steht erst am Anfang, bisher liegen keine verlässlichen genetischen Prädiktoren für die einzelnen Atopiephänotypen vor.

Die zunehmende Prävalenz atopischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen kann durch genetische Faktoren allein nicht erklärt werden. Möglicherweise sind Risikofaktoren unserer Umwelt in den letzten Jahren häufiger geworden, andere Hypothesen vermuten den Verlust protektiver Faktoren mit zunehmendem Wohlstand, Hygiene und westlichem Lebensstil.

Das Verständnis der Determinanten für eine Allergieerkrankung im frühen Lebensalter ist eine notwendige Voraussetzung für gezielte Präventionsstrategien.

 

Harald RENZ:

Was macht das Allergen zum Allergen?

[S. 23-31]

Zellbiologische Grundlage der allergischen Reaktion ist eine profunde immunologische Fehlsteuerung. Hierbei entwickelt sich eine pathologische Immunantwort gegen an und für sich harmlose, unschädliche Umweltantigene (= Allergene). Diese werden aus bisher ungeklärten Gründen nicht mehr als harmlos und unschädlich, sondern als gefährlich erkannt und es entwickelt sich eine Immunantwort vom TH-2-Phänotyp (IgE, Eosinophile, IL-4, IL-5). Der natürliche Gegenspieler dieser TH-2-Immunantwort ist die TH-1-Immunität (IFN-γ), die vor allem zur Infektabwehr herangezogen wird. Eine zentrale Hypothese, die gegenwärtig zur Erklärung der dramatischen Zunahme von Allergie und Asthma herangezogen wird, ist eine durch die Fortschritte der Zivilisation und Hygiene bedingte Schwächung der TH-1-Immunität, die die Ausbildung einer pro-allergischen TH-2-Immunantwort beflügelt. Die zu Grunde liegenden Konzepte und Evidenzen für diese Hypothese werden im Folgenden erläutert und diskutiert.

 

Rainer RICHTER:

Psychologische Faktoren

[S. 33-37]

Psychische Faktoren können eine allergische Symptomatik auslösen oder aufrechterhalten; für die Verursachung einer Allergie durch seelische Einflüsse hingegen gibt es keine empirische Evidenz. Psychische Faktoren sollten also im Kontext einer multifaktoriellen Genese der Allergie bei der Diagnostik und Behandlung verstärkt berücksichtigt werden.

 

Hubert ZIEGLER:

Pollen und Pollenflugkalender

[S. 39-52]

Nach grundsätzlichen Hinweisen auf die Natur der Pollen, vor allem ihre Struktur, wird ihre Rolle als Allergenträger erläutert. Dabei werden die wichtigsten Voraussetzungen für die Windverbreitung und die Allergieauslösung anhand der Thommen-Postulate erörtert.

Es werden die Bemühungen der Messstellennetze in der früheren Bundesrepublik Deutschland und im wiedervereinigten Deutschland um Erarbeitung von Pollenflugkalendern dargestellt und einige wesentliche Resultate erwähnt: Von den gewonnenen Jahresflugkalendern werden die für das Stadtzentrum München und für den Brotjacklriegel im Bayerischen Wald, ferner Zeiten des maximalen jahreszeitlichen Fluges wichtiger allergieauslösender Pollen vorgestellt.

 

Joachim KÜHR:

Bedeutung der Allergenexposition für die Entstehung allergischer Erkrankungen

[S. 53-58]

Bei der Entstehung einer Allergie beim Kind wird ein früher Kontakt mit einem so genannten Umweltallergen vom Immunsystem des Kindes letztendlich „falsch“ beantwortet. Allergenexposition im frühen Leben kann eine Allergie- wie auch eine Toleranzentwicklung auslösen. In den ersten Lebensmonaten ist eine hohe Rate an Neumanifestationen der Kuhmilchallergie zu verzeichnen. Bei einem Großteil der Betroffenen besteht in den folgenden Jahren eine Tendenz zur Rückbildung der Beschwerden.

Die allergische Sensibilisierung entsteht aus der immunologischen Erkennung von Allergenstrukturen (Epitopen) und beinhaltet die Produktion der Allergen-spezifischen IgE-Antikörper. Auch der Quantität des Kontaktes dürfte eine Schlüsselbedeutung bei der Allergieentstehung zukommen. Dazu passt, dass eine Assoziation der allergischen Immunantwort, gemessen an der Konzentration spezifischer Serum-IgE-Antikörper und der Allergenkonzentration in der Umgebung der Patienten, nachgewiesen wurde. Entsprechend finden sich in den skandinavischen Ländern mit kurzen Blüteperioden und hoher Pollendichte relativ hohe Prävalenzen von Pollenallergien. Ferner ergaben neuseeländische Daten einen dramatischen Anstieg von Milbenallergien und Asthma mit den Änderungen hin zu modernen westlichen Wohnbedingungen und dem konsekutiven Anwachsen der Milbenallergen-Exposition in den Behausungen. Neben diesen epidemiologischen Beobachtungen lässt sich der Zusammenhang von Exposition und Sensibilisierung auch aus klinischer Erfahrung folgern. So hat ein Großteil der Allergiker mit Sensibilisierung auf Epithelien von Haustieren aktuell oder früher deren Haltung betrieben. Eine Abhängigkeit des Effekts von der inkorporierten Allergenmenge ist am Modell der parenteralen spezifischen Immuntherapie ablesbar, in deren Rahmen der Therapieerfolg im Wesentlichen von der kumulativ verabreichten Gesamtdosis abhängt. Demgegenüber hängt die Allergendosis unter natürlicher Exposition gegenüber Aeroallergenen von zahlreichen Umgebungsvariablen ab. Dies sind die Verbreitung des Allergens in der Umgebung des Individuums ebenso wie sein Alter und seine körperliche Aktivität. Nach dieser anfänglichen Immunreaktion (Sensibilisierung) kommen durch weitere Allergenexposition die eigentlichen Krankheitszeichen an Haut und Atemtrakt zustande.

Umgekehrt trägt die Allergenmeidung gewiss zur Besserung des klinischen Krankheitsbildes bei. Entsprechende Effekte sind für Nahrungsmittel-, Insektengift- und Arzneimittelallergien evident, wo das Zusammentreffen von Exposition und Symptom wie auch von Meidung und Beschwerdefreiheit aus der Anamnese oft eindeutig nachvollziehbar ist. Somit hängt die Wahrscheinlichkeit und die Stärke der allergischen Immunantwort sowie das Auftreten der klinischen Erkrankung von der Allergen-Exposition ab. Daher bilden Personen mit erhöhtem Allergierisiko eine wichtige Zielgruppe im Hinblick auf die Strategie, durch Modifizierung der Exposition die Entstehung der allergischen Erkrankung zu verhüten.

 

Charlotte BRAUN-FAHRLÄNDER:

Bedeutung von Luftschadstoffen für die Entstehung von allergischen Erkrankungen

[S. 61-71]

Im Verlauf der letzten Jahrzehnte hat der Verbrauch von fossilen Brenn- und Treibstoffen sehr stark zugenommen mit einem entsprechenden Anstieg der Luftschadstoffbelastung, insbesondere durch Stickstoffdioxid (NO2), Feinstaub und Ozon. Es ist daher nahe liegend zu fragen, ob dieser Anstieg der Luftschadstoffbelastung Ursache für die gleichzeitig beobachtete Zunahme von allergischen Erkrankungen sein könnte. Dabei muss zwischen dem Neuauftreten einer allergischen Erkrankung und der Verstärkung der Immunantwort bei schon bestehender allergischer Erkrankung unterschieden werden. Zu Letzterer existieren eine Reihe von neueren klinischen Untersuchungen. So konnte gezeigt werden, dass bei Patienten mit vorbestehendem Asthma oder Heuschnupfen die Immunantwort und die asthmatischen Beschwerden bei gleichzeitiger Kurzzeit-Exposition gegenüber einem Allergen und Schadstoffen stärker waren als bei alleiniger Allergenexposition. Das Neuauftreten einer allergischen Erkrankung kann jedoch beim Menschen aus ethischen Gründen nicht im Experiment simuliert werden, da solche Erkrankungen nicht reversibel sind. Die Zusammenhänge mit Luftschadstoffexpositionen können jedoch epidemiologisch untersucht werden (Bevölkerungsstudien). In der Vergangenheit wurde häufig die Allergieprävalenz von städtischen und ländlichen Bevölkerungen verglichen, in der Annahme, dass städtische Bevölkerungen mehr schadstoffbelastet sind als ländliche. Die Ergebnisse solcher Vergleichsstudien waren widersprüchlich (positive und negative Resultate). Hinzu kommt, dass solche Zweipunkte-Vergleiche für die Beurteilung von Luftschadstoffwirkungen erhebliche methodische Schwächen aufweisen, da sich ländliche und städtische Bevölkerungen – außer in der Luftschadstoffbelastung – in zahlreichen

weiteren Faktoren unterscheiden.

In neueren Untersuchungen wurde daher die Allergiehäufigkeit in Bevölkerungsgruppen aus möglichst zahlreichen Gebieten, deren Luftschadstoffbelastungen sich über einen großen Expositionsbereich erstreckten, untersucht. Bisher konnte kein eindeutiger Zusammenhang zwischen der mittleren Luftschadstoffbelastung am Wohnort und der Häufigkeit einer allergischen Sensibilisierung gefunden werden. In diesen Vergleichsstudien über zahlreiche Gebiete wurde jeweils die mittlere Schadstoffbelastung eines Ortes als Expositionsmaß für die Bevölkerung dieses Gebietes verwendet. Die Belastung durch den Verkehr kann innerhalb einer Stadt jedoch sehr verschieden sein. Untersuchungen in Deutschland und Italien stellten fest, dass Kinder, die an stark befahrenen Straßen wohnten, häufiger über allergische Symptome klagten, als Kinder an weniger exponierten Wohnorten. Diese Ergebnisse wurden kritisiert, weil sowohl die Angaben zur Verkehrsexposition wie zur Beschwerdehäufigkeit aus derselben Quelle stammten (Elternangaben). Neueste Studien verwendeten deshalb objektive Angaben für die Expositionsabschätzung (Verkehrszählungen, Schadstoffmessungen) und die allergischen Erkrankungen (Messungen der allergischen Sensibilisierung, Spitalstatistiken für Asthma-Hospitalisationen). Von den derzeit sieben publizierten Studien fanden drei einen signifikanten Zusammenhang zwischen Indikatoren der Verkehrsexposition und einer allergischen Sensibilisierung, die übrigen vier konnten diese Resultate nicht bestätigen.

Beim gegenwärtigen Stand des Wissens kann gefolgert werden, dass die Exposition gegenüber dem Verkehr im städtischen Umfeld bei stark Exponierten möglicherweise eine gewisse Risikoerhöhung für das Auftreten von allergischen Erkrankungen darstellt, die Zunahme der Allergiehäufigkeit im Verlauf der letzten Jahrzehnte jedoch kaum auf die Zunahme des motorisierten Verkehrs zurückgeführt werden kann. Um die Frage nach der Bedeutung von Verkehrsemissionen für das Auftreten von allergischen Erkrankungen wirklich zu klären, sind Langzeitstudien an großen Bevölkerungskohorten notwendig. Erste solche Studien wurden bereits in Angriff genommen. Sie sind aufwändig und kostspielig und aussagekräftige Resultate stehen erst nach mehreren Jahren Forschungstätigkeit zur Verfügung.

 

Joachim HEINRICH:

Bedeutung von Lebensstilfaktoren: Sozialstatus, Familiengröße, Infektionen

[S. 73-81]

Lebensstilfaktoren werden im Zusammenhang mit der weltweiten Zunahme der Häufigkeit atopischer Erkrankungen und der höheren Verbreitung dieser Erkrankungen in Westdeutschland im Vergleich mit Ostdeutschland diskutiert. Die Ausprägung von Lebensstilfaktoren ist weitgehend abhängig von der Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht. Demzufolge wurden empirische Studien in Deutschland im Hinblick auf Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen der sozialen Schicht und dem Auftreten von atopischen Erkrankungen gesichtet. Es zeigten sich dabei konsistent in allen Studien deutlich höhere Prävalenzen an Heuschnupfen und Neurodermitis in den höheren sozialen Schichten. Diesen Assoziationen liegt kein unmittelbarer, kausaler Zusammenhang zugrunde. Allerdings zeigen sich deutliche Unterschiede in den Wohnbedingungen und Lebensumständen zwischen den einzelnen sozialen Schichten in Deutschland. Kinder, die in einfacheren Wohnverhältnissen (Einzelofenheizung, feuchte Wohnung, „Crowding“) aufwachsen, haben ein geringeres Atopierisiko. Ob einfachere Wohnbedingungen mit häufigeren Infektionserkrankungen insbesondere der Atemwege in der frühen Kindheit einhergehen, ist nicht belegt, kann aber unterstellt werden. Indizien weisen darauf hin, dass Kinder mit häufigen Infektionserkrankungen insbesondere der Atemwege in der frühen Kindheit in späteren Jahren ein niedrigeres Atopierisiko haben. Die Unterschiede der Atopiehäufigkeit zwischen den sozialen Schichten könnten somit die „Infektionshypothese“ stützen. Aufgrund der höheren Prävalenz von Heuschnupfen und der allergischen Sensibilisierung in den oberen sozialen Schichten und den besseren Wohn- und Lebens(?)-Bedingungen könnte man Allergien möglicherweise als Wohlstandskrankheit bezeichnen – keinesfalls aber als Zivilisationskrankheit.

 

Erika VON MUTIUS:

Bäuerliche Lebensbedingungen

[S. 83-89]

Resultate verschiedener Studien legen den Schluss nahe, dass ein traditioneller Lebensstil mit einem geringeren Risiko der Entwicklung allergischer Krankheiten im Kindesalter einhergeht. Kürzlich publizierte Studien haben diesen Effekt weiter belegt und gezeigt, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, im Vergleich zu Kindern, die im selben Dorf, aber nicht auf dem Bauernhof aufwachsen, eine wesentlich geringere Prävalenz von Heuschnupfen, Asthma bronchiale und atopischer Sensibilisierung aufweisen. In einer Schweizer Studie an 6-15 Jahre alten Schulkindern war das Risiko einen Heuschnupfen zu entwickeln oder einen positiven RAST aufzuweisen auf etwa ein Drittel reduziert. In der bayerischen Schuleingangsuntersuchung in Niederbayern und der Oberpfalz betrug die Heuschnupfenprävalenz bei Bauernkindern 1,8 %, wohingegen bei den anderen Dorfkindern 4,9 % einen Heuschnupfen aufwiesen. Schließlich sind auch ähnliche Zahlen im Salzburger Land erhoben worden.

Lebensbedingungen auf einem Bauernhof unterscheiden sich von denen anderer Familien. Bauernfamilien sind im Schnitt größer, es gibt mehr Kinder und Erwachsene. Bauernfamilien halten zudem häufiger Katzen und Hunde. In Bauernhäusern wird häufiger mit Holz und Kohle geheizt und die Mütter rauchen im Schnitt seltener. Auch unterscheiden sich die Ernährungsgewohnheiten von Bauern- und anderen Familien. Es ist derzeit noch unklar, welche Lebensstilfaktoren diesen protektiven Effekt im Einzelnen ausmachen. Erste Befunde deuten aber darauf hin, dass der Aufenthalt im Stall und damit die mikrobielle Belastung ein Erklärungsfaktor sein könnte. Aber auch die Ernährungsgewohnheiten könnten eine Rolle spielen.

 

Johannes RING und Heidrun BEHRENDT:

Risikofaktoren für allergische Hauterkrankungen

[S. 93-98]

Allergien gehören zu den großen gesundheitlichen Herausforderungen unserer Gesellschaft und haben in den letzten Jahrzehnten dramatisch zugenommen, ohne dass die Ursachen hierfür bekannt wären. Risikofaktoren können nach dem Stadium der allergischen Reaktion im Hinblick auf die Entwicklung einer Allergie (Sensibilisierungsphase), auf die Auslösung einer Allergie bei bestehender Sensibilisierung (Erkrankungsphase) sowie auf die Verstärkung einer bereits bestehenden allergischen Erkrankung (Symptomverstärkung) differenziert werden. Neben der genetischen Disposition, die für atopische Erkrankungen einen bekannten Risikofaktor darstellt, ist der klassische Risikofaktor für die Auslösung einer Allergie das Allergen, nämlich die Fremdsubstanz, gegen die ein allergischer Mensch überempfindlich reagiert. Über Risikofaktoren in der Sensibilisierungsphase sind aus eigenen epidemiologischen Untersuchungen an mittlerweile knapp 30.000 Vorschulkindern in verschiedenen Gegenden Deutschlands seit 1988 für das atopische Ekzem in multipler logistischer Regressionsanalyse folgende Faktoren ermittelt worden: Familiäre Disposition (mütterlicher Einfluss stärker als väterlicher), Allergen-Exposition, Schadstoffexposition sowohl aus dem Innenraum (z.B. Tabakrauch), als auch aus der Außenluft (z.B. Verkehrsbelastung) und sozioökonomischer Status (häufigere Allergien bei Kindern von Eltern mit Hochschulabschluss). Experimentelle Untersuchungen in vitro und in vivo sowie an Allergenträgern aus der Außenluft unterstützen diese Befunde.

Risikofaktoren für die Verstärkung einer bestehenden allergischen Erkrankung umfassen eine Fülle unspezifischer Reize (physikalisch, chemisch, pharmakologisch, biologisch und psychosozial). Die Erforschung der Risikofaktoren für die Allergieentstehung scheint von vordringlicher Bedeutung, um sinnvolle Präventionsstrategien zu entwickeln.

 

Dennis NOWAK:

Allergien am Arbeitsplatz

[S. 101-110]

Allergische Sensibilisierungen sind in der Allgemeinbevölkerung häufig. Es ist zu unterscheiden zwischen berufsunabhängigen, bereits bestehenden Sensibilisierungen, die durch Arbeitsplatzeinflüsse eine Verschlimmerung erfahren können, und am Arbeitsplatz neu aufgetretenen Sensibilisierungen. Die hohe Grundprävalenz in der Allgemeinbevölkerung limitiert den positiven Vorhersagewert eines Screenings auf Atopien vor Tätigkeitsaufnahme. Forschungsbedarf besteht vor allem in der Beschreibung der Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen Allergenexpositionen am Arbeitsplatz und allergischen Sensibilisierungen.

Schon seit Jahren ist in den westlichen Ländern ein beunruhigender Anstieg allergischer Erkrankungen zu beobachten. In Deutschland sollen nahezu ein Drittel aller Schulkinder betroffen sein. Was steckt dahinter? Nachdem zunächst an die Auswirkung von Schadstoffen durch Umweltverschmutzung gedacht worden war, rücken neuere Ergebnisse zunehmend Gesichtspunkte des Lebensstils in westlichen Ländern in den Blickfang der Diskussion. Weltweit stellte man eine Korrelation der Allergiehäufigkeit mit dem Grad westlicher Zivilisation in der betreffenden Bevölkerung fest. Wie aber soll diese einer Allergisierung Vorschub leisten?

Um die neuesten Forschungsergebnisse auf diesem gesundheitlich bedeutsamen, aber auch sehr weitläufigen und kontrovers diskutierten Thema zu präsentieren, hat die Kommission für Ökologie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Experten aus Wissenschaft, Forschung und Politik eingeladen, um über die vielfältigen Aspekte von Allergien, ihre vermuteten Ursachen und die möglichen Gründe für ihren Anstieg zu referieren und zu diskutieren.

Der vorliegende Berichtband enthält alle Vorträge sowie Diskussionen dieser Fachtagung, um sie der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Er richtet sich gleichermaßen an Fachleute wie an interessierte Laien. Wie immer in den von ihr veranstalteten Rundgesprächen lag ein Hauptanliegen der Kommission für Ökologie in dem Austausch zwischen den Vertretern der einzelnen Disziplinen, hier v.a. der klinischen Medizin, der Immunologie, der Epidemiologie und der Psychologie. Wir hoffen, das Buch kann diesen fruchtbaren Dialog noch weiter fördern.

Klaus Betke, Erika von Mutius, Hubert Ziegler

Arnold, Rüdiger, Ltd. RD Dr., Bayerische Landesanstalt für Ernährung, Abt. Qualitätssicherung der Nahrungsmittel, München

Behrendt, Heidrun, Prof. Dr., Klinische Kooperationsgruppe Umweltdermatologie und Allergologie TUM/GSF, Neuherberg, im Zentrum für Allergie und Umwelt an der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein, Technische Universität München, München

* Betke, Klaus, em. Prof. Dr., Mitglied der Kommission für Ökologie, Lochham

* Braun-Fahrländer, Charlotte, Priv.-Doz. Dr., Universität Basel, Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Basel, Basel

Braun-Falco, Otto, em. Prof. Dr., München

Ciner, Mine, Assoc. Prof. Dr., Von der IHK für München und Oberbayern öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Lebensmittel, München

Elstner, Erich, Prof. Dr., Technische Universität München, Lehrstuhl für Phytopathologie, Freising

Fruhmann, Günter, em. Prof. Dr., Klinikum Innenstadt der Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut und Poliklinik für Arbeits- und Umweltmedizin, München

Gietl, Christine, Priv.-Doz. Dr., Technische Universität München, Lehrstuhl für Botanik, Biologikum, Freising

Grübl, Armin, Dr., Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Kinderklinik und Poliklinik, Allergie- und Asthmaambulanz, München

Hagedorn, Horst, em. Prof. Dr., Mitglied der Kommission für Ökologie, Universität Würzburg, Geographisches Institut, Würzburg

* Heinrich, Joachim. Dr., GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, Institut für Epidemiologie, Neuherberg

Herm, Dietrich, em. Prof. Dr., Mitglied der Kommission für Ökologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Paläontologie und Historische Geologie, München

Hoppe, Brigitte, Prof. Dr., Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, München

* Kühr, Joachim, Priv.-Doz. Dr., Universitäts-Kinderklinik, Abtl. für Allgemeine Pädiatrie mit Poliklinik, Freiburg

* Mutius, Erika von, Priv.-Doz. Dr., Dr. von Haunersche Kinderklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München, München

* Nöth, Heinrich, em. Prof. Dr., Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Mitglied der Kommission für Ökologie, München

* Nowak, Dennis, Prof. Dr., Klinikum Innenstadt der Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut und Poliklinik für Arbeits- und Umweltmedizin, München

Pirlet, Monika, Dr., Schweisfurth-Stiftung, München

* Renz, Harald, Prof. Dr., Klinikum der Philipps-Universität Marburg, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik, Marburg

* Richter, Rainer, Prof. Dr., Universitätsklinikum Eppendorf, Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie, Hamburg

* Ring, Johannes, Prof. Dr., Klinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein, Technische Universität München, München

Schneider, Dietrich, em. Prof. Dr., Mitglied der Kommission für Ökologie, Starnberg

* Wahn, Ulrich, Prof. Dr., Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie und Immunologie, Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin

Wunderlich, Dr., Abteilungsdirektor, Bayerisches Landesamt für Umweltschutz, Augsburg

* Ziegler, Hubert, em. Prof. Dr., Vorsitzender der Kommission für Ökologie, Bayerische Akademie der Wissenschaften, München

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