Das Südostbayerische Naturkunde- und Mammut-Museum Siegsdorf verdankt seine Entstehung einem Zufall:
Im Herbst 1975 suchte der damals 16-jährige Schüler Bernard Bredow zusammen mit seinem Freund Robert Omelanowsky im Gerhartsreiter Graben bei Siegsdorf mit einer Metallsonde nach Hinterlassenschaften des Zweiten Weltkrieges. Stattdessen fanden sie jedoch die Reste eines Mammuts – zuerst eine Rippe, beim Nachgraben viele weitere Knochen.
Die beiden wollten den Fund natürlich alleine bergen. Das gelang aber nur zum Teil, da sich die Fundschicht in den Berg hineinzog und sich durch die Grabung eine gefährliche Böschung ergab. Die beiden brachen daher ihre Privat-Grabung ab, hielten das Wissen um ihren Fund aber geheim.
Im April 1985 trat Bernard Bredow mit dem Mammut-Fund an die Öffentlichkeit. Ende April 1985 bekam auch der Siegsdorfer Gemeinderat erste Informationen über den »angeblichen« Mammut-Fund. Erst die lnaugenscheinnahme der Knochen durch Professor Dr. Kurt Heißig vom lnstitut für Paläontologie und Historische Geologie in München brachte die Sicherheit, dass es sich tatsächlich um Mammut-Reste, und nicht um die Knochen eines »gewöhnlichen Zirkuselefanten«, handelt.
Daraufhin wurde von Juni bis November 1985 im Auftrag der Gemeinde Siegsdorf eine groß angelegte Grabung zur Bergung der noch in der Fundschicht verborgenen Mammut-Knochen durchgeführt. Dabei kamen nach und nach auch noch Knochen von Höhlenlöwe, Wolf, Riesenhirsch, Urrind und Wollnashorn zutage.
Die Mammutreste waren zwar oft von Hyänen angefressen, aber wie sämtliche Knochen in der Fundschicht erstaunlich gut erhalten. Das lag an der Einbettung der Funde in einen sehr dichten Lehm, der eine Zersetzung der Knochen verhinderte. Zudem zeigte sich, dass die Skelette von Mammut und Höhlenlöwe ungewöhnlich vollständig sind. Es ist daher nicht verwunderlich, dass zu dieser Zeit bereits der Gedanke an ein »Mammut-Museum« gepflegt wurde.
Motor der gemeindlichen Aktivitäten in Sachen Museum war bis zu seiner Pensionierung 2010 Hans Steiner, der damalige Geschäftsleiter der Gemeinde Siegsdorf.
mmoser –
In der kleinen Gemeinde Siegsdorf ist ein großartiges museales Schatzkästlein, das jährlich ein vielfaches an Gästen zu sich lockt als die Gemeinde Einwohner zählen kann. Der Erfolg kommt von einem einmaligen Konzept, das es versteht, den Menschen die reich belegte Erd- und Lebens-Geschichte ihres Landes in unterhaltsamer Weise darzustellen und nebenbei – auch augenzwinkernd – die lokale und regionale Kulturgeschichte von der Sage bis zum Salz lebendig zu machen. Dr. Robert Darga, Mit-Vater und Motor des Erfolgs, legt mit seinem Buch “Erdgeschichte Südostbayerns – Naturkunde- und Mammut-Museum Siegsdorf”, das man nicht recht blos Museumsführer nennen kann und auch nicht ein Lehrbuch der Geologie und Paläontologie des Chiemgaus – obwohl es irgendwie beides in sich enthält, auf 175 Seiten einen leichten Spaziergang vor, der nicht nur dem Museumsbesucher Vertiefung bietet, sondern vor allem jedem, der sich in der reizvollen Gegend befindet, Anregungen und Erklärungen für dessen Besonderheiten schenkt. Aus dem Inhalt herausgegriffen: Seeigel im Eisenerz, “versteinerte Pfennige” und Dinosaurier von der Adelholzener Primusquelle; sie sind nur drei Beispiele aus über 250 Millionen Jahre Vielfalt des Lebens. In normaler, einfacher Sprache verfasst und mit vielen erläuternden Skizzen und Abbildungen versehen erfährt man viel über die Alpenentstehung, eiszeitliche und nacheiszeitliche Landschaften, Torf, Kohle, Salz, Erdgas und andere Rohstoffe, den Gebrauch von Steinwerkzeugen und ihre Herstellung, Säbelzahntiger und natürlich: das Siegsdorfer Mammut und seine Fundgeschichte. Jedem empfohlen!
Dr. Markus Moser, München.