Die früheste Begegnung zwischen Insekt und Mensch beruht wohl auf der außerordentlichen Faszination, die manche Kerbtiergattungen auf phantasiebegabte Beobachter ausübten und womit diese Tiere zu nachhaltig mythischer Bedeutung gelangten. Göttliche Verehrung, Schutz und Glaube an ein Weiterleben nach dem physischen Tod sind Attribute, die derartige Insekten dem ägyptischen Menschen schon während der Zeit des Alten Reiches (ca. 2686-2181 v. Chr.) verliehen hatten. Harmlose und schädliche Insektenarten wurden jedoch erst später systematisch voneinander getrennt, d.h. geraume Zeit nachdem die Vorstellung von Insekten als göttliche und schützende Symbole einen festen Platz im Bewußtsein der alten Ägypter eingenommen hatte.
In frühdynastischer Zeit (ca. 3100-2686 v. Chr.) glaubten die ägyptischen Priester an eine »imaginäre Schädlingsabwehr« und meinten, schädliche bzw. lästige Tiere von mumifizierten Toten sowie deren Nahrungsmitteln mit Hilfe lädierter Hieroglyphen und anderer Warnungszeichen langfristig vertreiben zu können. Die ersten handschriftlichen Aufzeichnungen über tatsächlich wirksame Maßnahmen zur Verminderung von Schädlingsbefall stammen aus einer hieratischen Papyrusrolle, die vermutlich während der Regierungszeit des Königs Amenhotep I (XVIIIte Dynastie) geschrieben und 1875 von Ebers veröffentlicht wurde. Eine eindeutige Unterscheidung zwischen Insekten, die man für schädlich oder harmlos hielt, entstand erst im IX. vorchristlichen Jahrhundert in Mesopotamien, wo sie an der vierzehnten Har-Ra-Hubullu-Tafel eingraviert ist.
Die beiden ersten Abhandlungen dieses Bandes befassen sich vorwiegend mit eigentümlichen Käfer- und Zikadenarten sowie deren mythischer Bedeutung in den Hochkulturen des alten Ägypten und Griechenland, während die beiden folgenden Beiträge die Dezimierung schädlicher Insektenpopulationen in Altertum und Gegenwart betreffen.
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