Bernstein ist nicht nur ein altes Handelsgut und einer der wenigen Schmucksteine biologischen Ursprungs – in diesem fossilen Harz sind häufig auch Lebewesen aus einer Zeit konserviert, die viele Millionen Jahre zurückliegt. Diese oft noch in allen Details erkennbaren Tiere oder Pflanzenteile sind wahre Zeitreisende. Sie zeugen von einer vergangenen Welt weit vor dem Beginn unserer Zeit.
Das Naturhistorische Museum Braunschweig hat seine einst bedeutende Bernsteinsammlung leider zum größten Teil schon im 18. Jahrhundert wieder durch Verkauf verloren, weil die Braunschweigischen Staatsfinanzen saniert werden mussten. Umso mehr freuen wir uns über drei glückliche Umstände, die uns die Ausrichtung der Ausstellung »Zeitkapsel Bernstein« und die Herausgabe dieses Buches ermöglichen: Erstens ist unser langjähriger Mitarbeiter FRITZ J. KRÜGER ein hervorragender Bernstein-Kenner, der uns auch seine große Sammlung von Bernstein-Inklusen zur Verfügung stellte. Zweitens und drittens konnten wir mit CARSTEN GRÖHN und Dr. MAX KOBBERT zwei der bedeutendsten Bernsteinsammler Deutschlands (und noch dazu Spitzenphotographen) als Leihgeber gewinnen. Ihnen und den anderen Leihgebern möchte ich auch an dieser Stelle für ihre großzügige Unterstützung sehr herzlich danken. . . .
Der Fokus unserer Ausstellung liegt auf dem baltischen Bernsteinwald und seinen Lebewesen. Aus diesem subtropischen Urwald, der vor 40-50 Millionen Jahren im Bereich der heutigen Ostsee gedieh, kennen wir eine Vielfalt von Lebewesen, vom frühesten Floh bis zum Halbaffen (unserem Vorfahren), dessen Haare im Harz kleben blieben. Wir präsentieren eine Auswahl der besten Stücke im Original und in Vergrößerung. Darunter sind sogar einmalige Typusexemplare. Außergewöhnlich sind auch konservierte Szenen aus dem Leben der Insekten und Spinnen wie Paarungen bei Mücken und Kämpfe zwischen Ameisen. Auch von den sehr seltenen in Bernstein konservierten Echsen können wir einige Stücke zeigen – darunter das Göttinger Typusexemplar von Succinilacerta sowie Geckos aus dominikanischem sowie aus burmesischem Bernstein. Letzterer ist 100 Millionen Jahre alt, stammt also aus der Kreidezeit. Damit wäre es möglich, dass die von uns ebenfalls gezeigten Federn aus Burma-Bernstein nicht von Vögeln, sondern von befiederten Dinosauriern stammen. Den »Jurassic Park«-Fans sei jedoch gesagt: Dass man aus Bernstein fossile Gene extrahieren könnte, ist mittlerweile widerlegt.
Doch auch so stehen wir mit ehrfürchtigem Staunen vor den kleinen »Zeitreisenden« aus einer nun gar nicht mehr so fern erscheinenden Welt!
Braunschweig, im August 2015
Prof. Dr. Ulrich Joger
Museumsdirektor
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