Obstbau, im Erwerb wie im Hausgarten, wird von vielen als große Freude erlebt, aber auch als sehr herausfordernd. Das häufig gesetzte Ziel, ohne chemischen Pflanzenschutz und mit überschaubarem Arbeitsaufwand möglichst viele »schöne« Früchte ernten zu können, lässt sich oft nicht so einfach umsetzen. Dieses Buch zeigt auf, wie mit geringem Aufwand – durch wesentliche vitalitätsfördernde Anbauvoraussetzungen und möglichst effiziente Maßnahmen gegen Schlüsselschaderreger – Obstpflanzen gesund erhalten, Bienen gefördert und köstliche, gehaltreiche Früchte produziert werden können.
Obst natürlich anbauen
2024 [2. überarbeitete Auflage]. [Deutsch] – 160 Seiten, 398 Farbabbildungen, 2 Tabellen.
21,5 x 21,3 cm, Hardcover.
24,80 €
zzgl. Versandkosten / Versandkostenfrei in D
Vorwort 7
Einleitung 11
Allgemeiner Teil
Freude an der Pflanze, ihren Produkten und an der Obstvielfalt 24
Widerstandsfähigkeit der Obstart und -sorte 26
Gesundheit des Pflanzmaterials 29
Anpassung der Obstpflanzen an das Klima und die Lage des Standortes 31
Schaderreger an Obstpflanzen 43
Pilze 46
Tierische Schaderreger 50
Gegenspieler von tierischen Schaderregern 53
Wachstums- und Ertragsregulation 56
Spezieller Teil 67
Überlegungen zu Anbausystemen bei Baumobstarten 68
Eignung häufig kultivierter mitteleuropäischer Baumobstarten für pflanzenschutzextensiven Bioanbau 78
Apfel 79
Birne 84
Marille, Aprikose 88
Pfirsich 94
Zwetschke 98
Süßkirsche 101
Weichsel 105
Walnuss 108
Eignung häufig kultivierter mitteleuropäischer Beerenobstarten für pflanzenschutzextensiven Bioanbau 110
Schwarzer Holunder 114
Ribisel 117
Eine kleine Auswahl von seltenen Obstarten und Wildobst für den extensiven Bioanbau 120
Aronia, Apfelbeere 121
Kornelkirsche 123
Edel-Eberesche 126
Kriecherl, Haferschlehe, Zibarte u. W. 128
Sanddorn 131
Quitte 135
Mispel 137
Elsbeere und Speierling 139
Indianerbanane, Pawpaw 142
Edelkastanie 144
Mandel 146
Haselnuss 148
Kiwibeeren, Mini-Kiwis 151
Weitere wärmeliebende, seltene Obstarten 153
Glossar 154
Weiterführende Literatur 160
Warum habe ich dieses Buch geschrieben?
Nach über 30-jähriger praktischer und theoretischer Erfahrung mit jeglicher Form des intensiven und extensiven Obstbaus und über 25-jähriger Erfahrung als Obstbauprofessor und obstbaulicher Forscher an der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg wollte ich allen, die Freude an der Beschäftigung mit Obstpflanzen haben, meine Erfahrungen mitteilen.
An wen richtet sich dieses Buch?
An alle, die Freude an der Kultivierung von Pflanzen, speziell von Obstpflanzen, haben.
An jeden, dem die Vielfalt der Natur, insbesondere Obstpflanzen, Beikräuter und insgesamt die Ökosysteme Obstgarten, Obstwiese oder Obstanlage am Herzen liegen.
In letzter Zeit ist viel von der kritischen Infrastruktur die Rede und Vielen wurde bewusst, dass auch in unserer Überflussgesellschaft die Versorgung mit Lebensmitteln keine Selbstverständlichkeit ist. Selbstversorgung mit Obst ist wieder ein Thema.
Der Problematik des Bienen- und Insektensterbens kann durch den Anbau von Obstpflanzen als Nahrungsquelle und die Förderung von blühender Begleitflora sowie den Verzicht auf Herbizide und bienen- und insektengefährdende Pflanzenschutzmittel begegnet werden. Mittlerweile gibt es auch immer mehr Projekte des Erwerbsobstbaues, wie z. B. den »Biobienenapfel« eines steirischen Unternehmens, die sich eine bienenfördernde Obstproduktion zum Ziel genommen haben.
Ich will aufzeigen, wie das obstbaulich funktionieren kann. Auf diese Weise wird auch das Mikrobiom der Früchte gefördert, also die Gesamtheit der natürlicherweise Früchte besiedelnden Mikroorganismen. So kann indirekt über den Genuss der Früchte das Wohlbefinden insgesamt gestärkt werden. Vielfach belegt, wie der gesundheitsfördernde Effekt von regelmäßigem Frischobstkonsum, ist der positive Effekt einer hohen genetischen Vielfalt und Diversität an Lebensräumen. Die vielen wertvollen Möglichkeiten, begleitend zu den Obstpflanzen über Blüheinsaaten, Strukturvielfalt, Mischkulturen oder Nisthilfen Biodiversität zu fördern, sind umfangreich dokumentiert und daher nicht Thema dieses Buches.
Grundsätzlich wird auch im biologischen Erwerbsobstanbau Pflanzenschutz betrieben. Bei der Frischmarktapfelproduktion etwa wird viele Male in der Saison mit im Wesentlichen ungiftigen, in natürliche Kreisläufe integrierbaren, bienenungefährlichen Pflanzenschutzmitteln behandelt, um den perfekten Apfel für den Frischkonsum anbieten zu können.
Wendet ein konventionell produzierender Betrieb Insektizide sachgerecht an, werden Bienen und Nutzinsekten ebenfalls kaum beeinträchtigt, wenn auch nicht gefördert. Diese hohe Pflanzenschutzintensität, und generell Pflegeintensität, ist kaum reduzierbar, da ein Erwerbsproduzent nur Früchte ohne Schalenfehler an den Handel verkaufen kann. Trotzdem ist es unter bestimmten Bedingungen möglich, mit wenigen, gezielten Behandlungen gegen Schlüsselschaderreger mit ungiftigen »Biomitteln« oder sogar ganz ohne Behandlungen auszukommen. Diese Strategie kann sowohl für einen direktvermarktenden Bioobstbaubetrieb mit Verarbeitungsprodukten oder für landwirtschaftliche Quereinsteigende, als auch für Gartenliebhaber/innen oder Selbstversorgende interessant sein und ist Leitlinie dieses Buches.
Im Erwerbsanbau gewinnen Witterungs- und Schaderregerschutzsysteme an Bedeutung, wie Hagelnetze, Folienreihenüberdachungen, Insektenschutznetze, stark wasserverbrauchende Frostschutzberegnung oder teure, massiv CO2-ausstoßende Frostschutzkerzen, aber auch Folientunnel und Gewächshäuser mit ungünstiger Kohlenstoffbilanz, speziell bei Beerenobst als Termin- und Substratkultur.
Ich will ganz im Gegensatz dazu zeigen, wie mit möglichst geringem, aber optimal terminisiertem, effizientem Aufwand CO2-neutral und bienenfördernd gesundes Obst produziert werden kann. Natürlich funktioniert das nicht bei jeder Obstart gleich gut, und auch nur, wenn wesentliche Anbau- und Pflegevoraussetzungen beachtet werden. Außerdem müssen hinsichtlich Höhe und Regelmäßigkeit des Fruchtertrages, Lagerfähigkeit von Frischobst und äußerer Fruchtqualität (verkorkte Schalenfehler) Abstriche gemacht werden, und die optisch weniger ansprechenden, aber geschmacklich hochwertigen Früchte für die Verarbeitung genutzt werden.
Dr. Lothar Wurm, Klosterneuburg am 18.01.2022
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