Im Rahmen des vielfältigen Fächerkanons einer Universität nehmen die Erdwissenschaften – Geologie, Paläontologie, Mineralogie und physische Geographie – einen wichtigen Platz ein: die Ergebnisse ihrer Forschungen machen uns deutlich, daß unsere Umwelt keineswegs stabil ist, sondern sich ununterbrochen verändert. Dabei ist es keineswegs nur der Mensch, der die Umwelt beeinflußt: von Anfang an ist die Erdgeschichte von einem ständigen Wandel gekennzeichnet. Geologische Vorgänge allerdings laufen mit so geringer Geschwindigkeit ab, daß sie unserer unmittelbaren sinnlichen Wahrnehmung fast immer entzogen sind – sieht man einmal von Naturkatastrophen ab.
Das Ausmaß der geologischen Veränderungen offenbart sich erst über die Dauer geologischer Zeiträume. Insofern ist es verständlich, daß anthropogene Einflüsse lange Zeit gegenüber den geologischen Kräften nahezu für unbedeutend erachtet wurden. Dabei wissen wir, daß im Zustand labilen Gleichgewichts bereits »kleine« Ursachen sehr wohl zu dramatischen Veränderungen führen können. Insofern ist ein behutsamer Umgang mit unserem Planeten dringend erforderlich – insbesonders jetzt angesichts der dramatisch angewachsenen Weltbevölkerung und der ungewohnten Belastungen durch die Ansprüche, die diese an die natürlichen Ressourcen stellt.
Auch wenn das vorliegende Buch keine direkte Nutzanwendung für die Bewältigung der Zukunftsprobleme der Menschheit bieten will, so schärft es doch den Blick für die Kontinuität des Wandels in der Biosphäre der Erde.
Dieser Wandel wird nun am Beispiel des Rheinlandes – in einem weiträumigen historischen Verständnis – aus der Sicht von 19 Fachwissenschaftlern dargestellt. Damit verfolgen die Autoren dieses Buches ein wichtiges Anliegen der Universität, nämlich neben der weltweit relevanten Forschung ihre Erkenntnis auf die eigene Umgebung anzuwenden und so auch gerade für die Region fruchtbar werden zu lassen. Deswegen auch wenden sich die Autoren mit ihren Beiträgen ganz bewußt an die interessierten Laien und treten damit aus dem gewohnten und ihnen deswegen oft auch bequemeren fachwissenschaftlichen Rahmen der Universität hinaus.
Diese »Erdgeschichte im Rheinland« stellt ein eindrucksvolles Zeugnis der Kompetenz unserer Universität im geowissenschaftlichen Bereich dar; es zeugt daneben von dem allseitigen Bemühen, die gewonnenen wissenschaftlichen Ergebnisse auch in ansprechender und verständlicher Darstellung der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In diesem Sinne ist dieses Werk ein vertvolles Geschenk zum 175. Geburtstag der immer noch jugendlichen Universität Bonn, für das ich allen Beteiligten herzlich danke, vor allem den Kollegen von KOENIGSWALD und MEYER, die als die Initiatoren und Herausgeber dieser bemerkenswerten Darstellung das gewagte und nicht einfache Unternehmen mutig begonnen und mit Geschick erfolgreich vollendet haben, sowie den Autoren und ihren Mitarbeitern für ihre Beiträge. Ich wünsche diesem beachtlichen Werk eine gute Aufnahme in der Bevölkerung und bei den Freunden des Rheinlandes.
Bonn, den 6. April 1994
Prof. Dr. Max G. HUBER
Rektor der Universität Bonn
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