Die Sedimente des oberen Oberkimmeridgium und Portlandium in der Umgegend von Arruda dos Vinhos, Portugal, bestehen aus deltaischen Siliziklastika der Sobral Formation, sowie lagunären Ablagerungen der kalkig-mergeligen »Pteroceriano« Formation und der kalkig-mergelig-sandigen Freixial Formation. Westwärts und nordwärts gehen die Lagunensedimente in küstennahe und terrestrische Klastika über.
Die auftretenden lithologischen Serien wurden anregungsweise gemäß den ISSC-Normen formal definiert. Unter Verwendung bestehender Arbeiten wurde diese Gliederung versuchsweise auf das gesamte Lusitanische Becken angewandt. Dadurch konnte eine lithostratigraphische Gliederung der sich stark verzahnenden Serien sowohl im Arbeitsgebiet als auch für den Rest des Lusitanischen Beckens erreicht werden. Ein derartiges methodisches Vorgehen scheint wichtig, da nur sehr spärliche, z.T. sogar widersprüchliche biostratigraphische Daten zur Verfügung stehen. Die untersuchte Abfolge liegt in den auf benthonischen Foraminiferen beruhenden Virguliana und Lusitanica Biozonen. Erstere ist weiterhin unterteilbar durch das Erstauftreten der Alge Permocalculus n.sp., von welcher eine vorläufige Beschreibung gegeben wird. Der Mangel einer feinen biostratigraphischen Gliederung kann teilweise durch Überlegungen über Subsidenz- und Sedimentationsraten, globale Meeresspiegelschwankungen, Diachronie, Sedimentationsprozesse und Ablagerungsmodelle wettgemacht werden, so daß daraus eine skizzenhafte Rekonstruktion der Paläogeographie abgeleitet werden kann. Die Sobral Formation (Oberes bis oberstes Kimmeridgium) besteht überwiegend aus Deltafrontsanden, welche die Brackwassermuschel Eomiodon securiformis führen, aus oolithischen Horizonten, die distalen bzw. tidalen Barren zugeordnet werden, sowie aus Silten und Mergeln eines flachen Prodelta- und Deltabuchtenbereichs, welche durch Muschelrasen von Gervillia sobralensis oder Muschelbänken von Isognomon lusitanicum charakterisiert sind. Die Weichböden wurden auch vom spezialisierten regulären Seeigel Pseudocidaris lusitanicus und gelegentlich von angepaßten Korallen bewohnt. Diese Formen werden funktionsmorphologisch untersucht.
Das Delta baute sich aus Westen und Norden vor. Durch einen an aufsteigende Salzdiapire gebundenen morphologischen und strukturellen Rücken wurde es in N-S Richtung zweigeteilt. Der Deltakomplex keilt nicht nur nach Süden, sondern auch nach Südosten aufgrund eines weiteren Strukturhochs entlang des Störungssystems von Vila Franca aus. Dieses Strukturhoch drückt sich durch erniedrigte Subsidenzraten aus, so daß die Verteilung des östlichen Deltazweigs hauptsächlich vom schnell absinkenden Arruda Depocenter bestimmt wird.
Die Verbreitung der überlagernden »Pteroceriano« Formation (oberstes Kimmeridgium bis unteres Unterportlandium) ist hauptsächlich auf dieses Arruda Depocenter beschränkt. Nur die basalen Bereiche griffen, möglicherweise im Zusammenhang mit dem globalen Meeresspiegelhöchststand, weiter nach Norden und Westen vor.
Der untere Teil der Formation setzt sich überwiegend aus niedrig energetischen Kalken und Mergeln zusammen. Die knolligen Arcomytiluskalke verdienen dabei besondere Aufmerksamkeit, da sie eine gelegentlich sehr schnelle Sedimentation von Kalkschlamm anzeigen, was von einer morphologischen Adaption der Bivalve Arcomytilus morrisi gefolgt wird. Schalenzusammenschwemmungen von Makrofossilien sind ein weiterer wichtiger Faziestyp und werden als Sturmablagerungen interpretiert.
Verstärkte Subsidenz im Arruda Depocenter verursachte erhöhte Mächtigkeiten und eine akzentuierte Kanalisierung von terrigenem Ton. Dies steht im Gegensatz zum östlichen, strukturell höherliegenden Block, wo niedrige Sedimentationsraten in Onkoidbildung und gelegentlichem Korallenwachstum resultierten. Weiter im Osten führte intensive, jedoch ruckweise Subsidenz eines Scherblocks in der direkten Nachbarschaft des Störungssystems von Vila Franca zu beträchtlichen Mächtigkeiten. Zeitgleich wurden im Westen und Norden randmarine Siliziklastika abgelagert (Santa Cruz Formationsglied der Bombarral Formation, Obere Sandstein Gruppe), welche jedoch nur selten das Gebiet der »Pteroceriano« Fazies randlich beeinflußten. Dies deutet auf die Einrichtung einer »klastischen Falle« im Norden sowie auf die weiterhin andauernde Aktivität der erwähnten morphologischen Erhebungen Erhebungen im Westen und Osten, welche für klastische Sedimente nun als Schranken fungierten.
Eine generelle Verflachung führte im höheren Teil der »Pteroceriano« Formation zur ausgedehnten Entwicklung von schlammreichen Korallenriffknospen und damit vergesellschafteten hoch- und niederenergetischen Faziestypen. Besonders diskutiert werden Anpassung der Korallen an relativ hohe Hintergrundsedimentation sowie die systematische Stellung einiger Algen aus den vergesellschafteten Sedimenten (Marinella lugeoni, Solenopora cayeuxiformis n.sp., Lithocodium sp.).
Perfekter Schutz vor Verunreinigung durch weiter westlich, nördlich und wahrscheinlich östlich beheimatete terrestrische Klastika deutet wiederum auf höchst effektive Schranken in Form von nun subaerischen Erhebungen. Hohe Subsidenzraten im Norden führten zum Abfangen von grobkörnigen Klastika; Tontrübe konnte jedoch ins Becken gelangen und setzte sich in ruhigen Bereichen zwischen den einzelnen Riffknospen ab.
Für die Ablagerung der Freixial Formation (oberes Unterportlandium bis oberstes Portlandium) sind keine Klastikafallen oder -schranken erkennbar, so daß episodischer Hinterlandaufstieg und kleinere Meeresspiegelfluktuationen zum schnellen Ausbreiten bzw. Rückzug von Sandfazies aus bzw. nach Westen, Norden und Osten führten. Weiter beckenwärts kamen typische Lagunenkalke zur Ablagerung, welche bei leicht erhöhter Salinität von Foraminiferen, bzw. in normalen Zeiten von Algen dominiert wurden.
Zur Kreidegrenze hin verlandete das untersuchte Gebiet vollständig.
Das Lusitanische Becken weist im späten Oberjura die typischen Züge eines protoozeanischen Randbeckens auf, was sich im Wettstreit von kalkiger Fazies und vorrückenden Klastika ausdrückt. Beckenkonfiguration und Symmetrie der Sedimentverteilung unterscheiden sich jedoch von anderen jurassischen Randbecken des jungen Nordatlantiks und zeigen somit die Beeinflussung der Beckenentwicklung durch lokale Parameter an.
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