Die Sedimente des obersten Jura (Oberkimmeridge und Portland sensu anglico) weisen im Raum von Nordfrankreich (Barrois, Departements Meuse und Haute Marne; Boulonnais, Departement Pas de Calais) und Südengland (Dorset) eine ausgeprägte Faziesdifferenzierung auf. Detaillierte Profilaufnahmen und Makrofaunenproben ermöglichen die Unterscheidung verschiedener Faziestypen des klastischen und karbonatischen Regimes. Sie geben Ablagerungsbedingungen des küstenfernen Schelfs, des randmarinen flachen Schelfs, der Küstenregion und des Gezeiten- und Auftauchbereiches wieder. Anhand ausgewählter Beispiele werden die überwiegend regressiven Faziesabfolgen interpretiert und in Modellen dargestellt.
Zum besseren Verständnis der Faziesentwicklung und -verzahnung ist eine überregionale Betrachtung notwendig. Im Oberkimmeridge waren große Teile Westeuropas als Schelfbereiche ausgebildet, so daß durchgehend marine Verbindungen zwischen Tethys, Zentralatlantik, Nordatlantischem Schelfmeer und Arktischem Ozean bestanden. Im Rahmen eines neuen Kimmeridge Clay Modells wird ein jahreszeitenabhängiges Luft- und Wasserströmungssystem postuliert, durch das der Austausch zwischen kaltem polarem Wasser und warmem Wasser aus der Tethys reguliert wurde. Darauf basierend läßt sich die Faziesentwicklung und -verzahnung, die teilweise an zyklische Prozesse gebunden war, im westeuropäischen Raum gut erklären. Durch die regressive Entwicklung im Portland tauchten weite Schelfbereiche auf, wodurch die marine Verbindung von der Tethys zum Arktischen Ozean unterbrochen wurde. Die Faziesentwicklung wurde dann überwiegend von lokalen Faktoren beeinflußt.
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