In der vorliegenden Untersuchung wurde das reichhaltige Material von Procervulus praelucidus (OBERGFELL 1957) aus Wintershof-West (Eichstätt, Bayern) zu einer Erfassung und Darstellung der Variabilität von Backenzähnen (ca. 3000 Stück) und Schädelfortsätzen (ca. 120 Stück) einer Art innerhalb der Ruminantia herangezogen. Die exakte Auflistung der verwendeten Objekte, die angewandten biometrischen Methoden sowie die ausführliche Bebilderung erlauben die weiterführende Verwendung in zukünftigen Vergleichen. Gleichzeitig konnten Unterscheidungskriterien der einzelnen Zahnpositionen herausgearbeitet werden, die häufig auch innerhalb der gesamten Ruminantia gültig sind.
Vergleichende Untersuchungen mit allen weiteren bestehenden Procervulus-Arten ergaben eine klare Trennung von Procervulus praelucidus, Procervulus ginsburgi AZANZA 1993 und Procervulus dichotomus (GERVAIS 1849). Procervulus savignensis (GINSBURG et al. 1985) wurde mit Procervulus praelucidus synonymisiert. Eine Differentialdiagnose zu Dremotherium, Amphitragulus, Lagomeryx, Heteroprox, Dicrocerus, Stephanocemas und Euprox verdeutlicht die Notwendigkeit eines größeren Materials zur sicheren Bestimmung von Cerviden. Ihr biostratigraphisches Auflösungsvermögen erreicht das der Kleinsäuger nicht.
Der Schädel eines vollständigen Skeletts von Procervulus dichotomus aus Rauscheröd (Passau, Bayern) wurde erstmals beschrieben und mit Hilfe der zuvor bearbeiteten Artmerkmale bestimmt.
Abschließend werden mögliche Vorläufer, die nächsten gleichzeitig verbreiteten Verwandten, fossile und rezente Abstammungsformen von Procervulus kurz diskutiert.
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