18 kleine und mittelgroße Wolframvorkommen in dem etwa 40 km2 großen Gebietsstreifen Sierra del Morro-oeste im nordöstlichen Teil der Provinz San Luis, Argentinien, sind integraler Bestandteil des scheelit- und wolframitführenden Grundgebirges der Sierras Pampeanas. Die Wolframvorkommen sind in parallelen, langgestreckten N-S-Gürteln innerhalb einer NNE-SSW-streichenden Hügelkette angeordnet.
Die Scheelitführung ist überwiegend in regionalmetamorphen Kalksilikatgesteinen innerhalb einer »faziellen Sonderentwicklung« (HÖLL 1982) konzentriert. Diese, den Rahmengesteinen (Quarz-Oligoklas / Andesin-Glimmerschiefer und -Gneise) konkordant zwischengeschaltete »fazielle Sonderentwicklung« enthält ferner stratigraphische Wechselfolgen von gebänderten Amphiboliten, Hornblende-Epidot-Schiefern, sterilen Marmorlinsen sowie lokal turmalinführende Glimmerschiefer. Schieferungsparallele bis -subparallele sowie diskordante Pegmatoide und (Turmalin-) Quarzgänge sind in den Rahmengesteinen und in den Gesteinen der »faziellen Sonderentwicklung« verbreitet.
Die chemische Analyse der Amphibolite gestattet, diese basischen Metamorphite als Derivate eines tholeiitbasaltischen Vulkanismus zu interpretieren. Die Förderung der tholeiitbasaltischen Laven auf kontinentaler Kruste erfolgte wahrscheinlich während eines initialen »backarc basin«-Riftings.
Die Amphibolite werden aufgrund von signifikanten Unterschieden im Gesteinschemismus in 2 Gruppen untergliedert (Gruppe A und Gruppe B). Die Stoffverschiebungen im Chemismus der Amphibolite werden auf eine submarine Alteration zurückgeführt. Es wird angenommen, daß diese Meerwasser-Alteration bei den zuletzt geförderten tholeiitbasaltischen Laven am wirksamsten war. Die Derivate der submarin alterierten tholeiitbasaltischen Laven (Amphibolite der Gruppe B) lassen sich daher im Vergleich mit den nicht alterierten Amphiboliten der Gruppe A als jüngere Bildungen interpretieren.
Wolframmineralisationen sind in drei verschiedenen Lagerstättentypen nachgewiesen: erstens innerhalb der »faziellen Sonderentwicklung« mit Scheelitkonzentrationen in regionalmetamorphen Kalksilikatgesteinen, zweitens als Scheelit in (Turmalin-) Quarzgängen und drittens selten im Randbereich von Pegmatoiden.
Relikte einer alten Gefügeprägung (Ciclo Pampeano, ?Oberproterozoikum/Kambrium) wurden in steil nach Osten abtauchenden Deformationsachsen vorgefunden. Die im Untersuchungsgebiet vorherrschend mittelsteil nach Osten einfallende Hauptschieferung ist parallel zu den Faltenachsenebenen des jüngeren Ciclo Famatiniano (Ordoviz/Silur) entwickelt. Die prograde Metamorphose während dieses Ciclo Famatiniano verlief unter Bedingungen der höher temperierten »medium-grade« Metamorphose im Sinne von WINKLER (1979). Die räumliche Anordnung der Erzvorkommen des Arbeitsgebietes wird durch Interferenz beider Zyklen bestimmt. Der Ciclo Varíscico (Devon/?Unterkarbon) bewirkte eine verbreitete Diaphthorese mit der Bildung von Chlorit, Klinozoisit und Epidot. Der Ciclo Variscico sowie der ältere Ciclo Famatiniano wurden von syn- bis postkinematischen magmatischen Intrusionen begleitet.
Die Geländebefunde und die Ergebnisse der Laboruntersuchungen stützen die Auffassung einer schlchtgebundenen, syngenetisch-diagenetischen Entstehung der Scheelitkonzentrationen in den regionalmetamorphen Kalksilikatgesteinen innerhalb der »faziellen Sonderentwicklung«. Eine submarine, hydrothermale Förderung des Wolframs und der Begleitelemente (F, Zn, P, ± As, ± Mo) scheint im räumlichen und zeitlichen Zusammenhang mit einem tholeiitbasaltischen »back-arc basin«-Vulkanismus zu stehen.
Die wahrscheinlich CO2-, F- und ± P-haltigen fluiden Phasen können subduzierter ozeanischer Kruste entwichen sein. Eine Anreicherung von W, Zn, ± As und ± Mo in diesen fluiden Phasen erfolgte möglicherweise durch Auslaugungsprozesse während der Zirkulation in einer vorangereicherten Kruste. Der Transport von Wolfram ist über Fluor-Komplexe möglich. Die Bildung von Scheelit und/oder Fluorit kann durch Reaktion der fluiden Phasen mit gleichaltrigen karbonatischen Ablagerungen erfolgt sein. Diese Karbonatablagerungen liegen nunmehr als Kalksilikatgesteine innerhalb der »faziellen Sonderentwicklung« vor.
Die hydrothermale Wolframzufuhr und die Bildung von Scheelit in den Ausgangsgesteinen der Kalksilikatgesteine bewirkten eine Mobilisation der SEE in Anwesenheit von CO2. Die LSEE wurden bevorzugt abgereichert.
Die Scheelitmineralisationen in den regionalmetamorphen Kalksilikatgesteinen des Arbeitsgebietes weisen Gefügeprägungen des Ciclo Pampeano auf. Diese Deformationen bezüglich des Ciclo Pampeano sprechen für ein bereits syntektonisches Alter der primären Scheelitvererzung. Die Scheelitmineralisationen zeigen ferner Gefügeprägungen des jüngeren Ciclo Famatiniano.
Metamorphe Remobilisatlonen während der orogenen Zyklen bewirkten die teilweise hochwertigen Scheelitkonzentrationen in den regionalmetamorphen Kalksilikatgesteinen sowie die seltenen Scheelitanreicherungen in den Pegmatoiden. Die Wolframmineralisationen am Salband und auf Klüften diskordanter (Turmalin-) Quarzgänge werden als remobilisierter Stoffbestand aus den scheelitführenden Kalksilikatgesteinen aufgefaßt.
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