Während der Vortriebsarbeiten für den Stadtbahn-Tunnel der Uni-Linie Bielefeld von Februar 1996 bis Mai 1997 wurden Geotechnik und Geologie mit einem durchgehenden Keuper-Profil (km1-ko) von 170 m Mächtigkeit sowie Tektonik/Baustil des Gebirges in unmittelbarer Nähe zum tektonischen Rand des Osnings (Teutoburger Wald) dokumentiert. Erläutert werden ferner: Vortriebsverfahren mit Sicherungsmethoden, Tunnelbautechnik, Felsmechanik und Hydrologie.
Das Profil offenbart seinen eigenständigen Charakter durch die Dolomit-betonte Ausbildung des Oberen Steinmergelkeupers (km4 b), die geringe Mächtigkeit des Unteren Steinmergel-Keupers (km4a), die aufgeblähte Schichtmächtigkeit der Roten Wand (km3) und das Fehlen des Schilfsandsteins (km2). Offensichtlich steuern die Schilfsandstein-Flüsse aus Skandinavien das vorgelagerte axiale Beckenzentrum (NW-SE) an und erreichen nicht mehr den Nordrand der Rheinischen Masse. Im Dach des Unteren Gipskeupers (km1) tritt ein ca. 3,0 m mächtiges Paket heller dolomitischer und grob gebankter Steinmergel (ähnlich km4b), in tieferer Profilposition ein quarzitischer Grobsiltit (0,8 m) auf.
Im Gipskeuper liegt der Tunnel über dem Gipsspiegel, d. h. Gips und Anhydrit sind ausgelaugt, so daß keine statische Lastfall-Bemessung eines vertikal nach oben gerichteten Sohldrucks notwendig war.
Die Dolomitbildung des Oberen Steinmergelkeupers (km4 b) konzentriert sich auf das flache Subtidal, den Beckenrand in Gestalt einer flach geböschten Rampe. Dieser Bildungsort des Dolomits der epikontinentalen Germanischen Fazies unterscheidet sich u.a. durch das Fehlen einer vorgelagerten Barriere wesentlich vom alpinen Hauptdolomit gleichen Alters, so daß die Vorstellung einer Lagune s. str. für den Steinmergelkeuper und die Rote Wand nicht zutrifft.
Die Beckenanalyse ordnet dieses klassische Keuper-Profil der Südküste des Niedersächsichen Beckens (südlich vorgelagertes Nebenbecken des nordwestdeutschen Keuperbeckens) in Randlage zur Rheinischen Masse zu. Im Keuper beginnt die morphologische Gestaltung dieses Beckens, die wohl primär lokalen tektonischen Prozessen zuzuschreiben ist.
Auffälligste Erscheinung tektonischer Einflüsse durch die unmittelbare Nähe zur Osning-Überschiebung/Schollenrand ist die flexurartige Verbiegung des Steinmergelkeupers in Gestalt einer sehr flachen liegenden Falte, wobei das Rhät in einer Mulde in das Ausbruchsprofil abtaucht. An Ort und Stelle der Tunneltrasse war der kompressive Baustil der flexurartig verbogenen, liegenden Falte bislang unbekannt. Die maximale Verkippung der Keuperschichten nach Nord beträgt am westlichen Ende des Tunnels im Anfahrschacht 3 ca. 35° gegen die Horizontale. Die tektonischen Trennflächen (steilstehend; keine offenen Klüfte) folgen primär herzynischen Richtungen (NW-SE; 120°-145°), untergeordnet Richtungen quer zum Osning (NE-SW).
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