Im Rahmen einer langfristig angelegten systematischen Bearbeitung vorwiegend rezenter Otolithen befaßt sich diese Studie mit denjenigen der Ordnung Pleuronectiformes (Plattfische). Im Vergleich zu anderen Teleosteer-Gruppen gehören die Otolithen der Pleuronectiformes zu den weniger gut bekannten und waren auch bisher nie Gegenstand einer umfassenden morphologischen Analyse gewesen. Bedingt durch den oft hohen Grad intraspezifischer Variabilität bei ebenso oft geringen morphologischen Unterschieden zwischen verwandten Arten und die für Plattfische typische Asymmetrie, die auch bei Otolithen zu beobachten ist, gehört die taxonomische Arbeit mit Otolithen der Pleuronectiformes zu den komplizierteren innerhalb der Teleosteer.
Für diese Arbeit lagen Otolithen von mehr als 300 rezenten Arten (mehr als 50 % der Pleuronectiformes) zur Untersuchung vor und zwar Vertreter von 116 der gegenwärtig 133 als valide angesehenen Gattungen. Die 124 beschriebenen fossilen Otolithen-Arten der Pleuronectiformes und 47 rezente Arten, die auch paläontologisch nachgewiesen wurden, wurden überwiegend auf der Basis eingesehenen Typ-Materials unter Hinzuziehung neuerer Bearbeitungen revidiert. Die Revision erbrachte, daß 26 Arten keine Pleuronectiformes sind. Von den verbleibenden werden 60 fossile Arten und 35 fossile Nachweise rezenter Arten als valide angesehen. Darin enthalten sind 18 neue Arten: genus aff. Rhombocitharus novaezeelandiae, genus aff. Brachypleura xenosulcis, Pseudorhombus weinfurteri, Cyclopsetta transitus, Syacium dominicensis, Etropus concaviventris, Grammatobothus awamoaensis, Grammatobothus radwanskae, Arnoglossus grenfelli, Arnoglossus quadratus, Caulopsetta arnoglossoides, Laeops rharbensis, Samaris validus, Microchirus wienrichi, Quenselia cornuta, Pseudopardachirolithus nolfi, Peltorhamphus flexodorsalis, Cynoglossus obliqueventralis. Es werden drei neue fossile Gattungen basierend auf Otolithen in der Familie Soleidae aufgestellt: Granulithus, Praeachirolithus und Pseudopardachirolithus. Die sich aus der morphologischen Charakter-Analyse der Otolithen ergebenden phylogenetischen Interpretationen werden mit entsprechenden ichthyologischen Analysen verglichen. Als Ergebnis davon werden einzelne systematische Umstellungen zur Diskussion vorgeschlagen, wie:
1. Abtrennung der Gattungen Tephrinectes, Paralichthodes und der Ammotretis Gruppe in eigene, früh phylogenetisch auf dem Niveau der Cithariden abgespaltene Gruppen.
2. Aufwertung der Brachypleuridae als Familie neben den Citharidae.
3. Umstellung der Gattung Azygopus von der Unterfamilie Rhombosoleinae (sensu NORMAN, 1934) zur Unterfamilie Samarinae.
4. Umstellung der Gattung Peltorhamphus von den Pleuronectidae (Unterfamilie Rhombosoleinae; sensu NORMAN, 1934) zur Familie Soleidae.
5. Reduzierung der Rhombosoleinae (sensu NORMAN, 1934) auf die beiden Gattungen Pelotretis und Rhombosolea.
Des weiteren werden auf Otolithen-Analyse basierende mögliche generische Verwandtschaften in den Familien Bothidae, Pleuronectidae und Soleidae sowie mögliche phylogenetische Verbindungen zwischen den Familien Soleidae und Cynoglossidae ausführlich diskutiert. Die systematische Gliederung der Otolithen-Beschreibungen und Abbildungen folgt einer informellen, nomenklatorisch unverbindlichen Gliederung in 40 "Gattungs-Gruppen" aufgeteilt auf 8 Familien und eine Einheit von Gattungen problematischer Zuordnung.
In diesem zweiten Band der Otolithi Piscium Catalogus Reihe habe ich, ähnlich wie im ersten Band, Wert auf große und, wie ich hoffe, klare und detaillierte Zeichnungen gelegt. Wenn immer möglich werden mehrere Exemplare einer Art gezeigt, um intraspezifische Variabilität, ontogenetische Veränderungen und Seitendimorphismus zu verdeutlichen. Seitendimorphismus, auch bei Otolithen, ist eine "Spezialität" der Plattfische und dem wird, soweit möglich, mit der Abbildung von Otolithen beider Seiten des Fisches Rechnung getragen.
Mit dieser Monographie hoffe ich eine Bestimmungs- und Bearbeitungsgrundlage für die Otolithen der Pleuronectiformes geschaffen zu haben.
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